79. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1961/62

Ende der sechsten Klasse wurde der normale Schulbetrieb eingestellt. Der Rest der Klasse, - wir waren damals 16jährig -, wurde mit wenigen Aus- nahmen als Luftwaffenhelfer nach Linz eingezogen. Der Notunterricht in den Flakstellungen hatte keine praktische Bedeu- tung mehr. Wenn wir auch die Unterstufe berücksichtigen, so haben wir den Ver- lust von sieben Klassenkameraden zu betrauern (Kampas, Wallner, Mejor, Hartl. Löcker, Haratzmüller, Groiß). Nach dem Krieg verstorben sind Heu- mann, Brunnbauer, Opawa, Reindl, Erben. Nach mannigfaltigem Schicksal beim Militär und oft mehreren Jahren der Kriegsgefangenschaft mußten die Heimkehrer ·ihr unterbrochenes Mittel- schulstudium wieder aufnehmen. Nur wenige hatten Glück. Sie bekamen die Maturaklausel zugesprochen. Die meisten aber mußten in den Jahren 1946 bis 1948 einen Maturakurs absolvieren oder überhaupt die beiden letzten Klassen der Oberstufe wiederholen. Als Auswahlkriterium unseres Treffens konnte also nur gelten: Es sollen alle diejenigen dabei sein, die bis 1943 in unserer Klasse waren und nach dem Kriege irgendwo und irgendwann zu einem Maturazeugnis gekommen sind. Die Parallelklasse der Mädchen hatte es leichter, den Rahmen zu be- grenzen, obwohl auch von ihnen einige in den letzten Kriegsmonaten zu Kriegshilfdienstleistungen herangezogen wurden. Samstag, den 2. Juni 1962, trafen sich im Hotel Minichmayr 20 Herren und 12 Damen. Von den ehemaligen Professoren erwiesen uns die Ehre Herr Dir. Neumann, Prof. Dr. Holub, Prof. Radinger und Prof. Dr. Häuslmayr. Die anderen Herren, die aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen nicht kommen konnten, übermittelten uns sehr aufmerksame Zuschriften oder Glückwunschtelegramme. Zu unserem großen Bedauern konnte der Hauptinitiator unseres Tref- fens , Herr Dr. Walter Finger, der einen schweren Autounfall erlitten hatte, nicht teilnehmen. Am 3. Juni wurde das Treffen mit einem Besuch im Schulgebäude fort- gesetzt. Große Heiterkeit erregte das Verlesen der Klassenbucheintragungen aus der letzten Klasse. Am Nachmittag desselben Tages wurde die Wiedersehensfeier mit einem gemütlichen Zusammensein in St. Ulrich, diesmal im erweiterten Kreis mit Familie, abgeschlossen. Es war ein erster, aber gelungener Versuch, eine Gemeinschaft, die durch den Krieg vollkommen auseinandergerissen worden war, wieder etwas zusammenzuführen. 50

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