79. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1961/62

Fadiarbeitern ausbilden kann. Und das ist unbedingt notwendig, um dem italienischen Element auch fachlich begegnen zu können. Völkisch ergibt sich aus einer knappen Angabe in Zahlen ein deutliches Bild. 1910 lebten in ganz Südtirol ca . 7000 Italiener gegenüber 25'1.000 Deutschen und 9,oo Ladinern. 1921 war das Verhältnis bereits 20.000 zu 202.000 Deutschen und 10.000 Ladinern. Die Zuwanderung durch Italiener verstärkte sich ab 1920 ausgiebig. Der Pakt zwischen Hitler und Mussolini, der Südtirol an Italien preisgab, brachte einen furchtbaren Aderlaß für das deutsche Element mit sich. 74.,00 = 30 Prozent wanderten aus, und wäre der Krieg anders aus- gegangen, wären alle deutschsprachigen Südtiroler ausgesiedelt worden. 19,3 ist das Verhältnis bereits so: 214.000 Deutsche, 114.000 Italiener und 12.,00 Ladiner. Heute weist das deutsche Element wieder eine gewisse Stabilität auf, besonders durch den Geburtenzuwachs. Die Zuwanderung durch die Italiener hält allerdings an, wenn auch in schwächerem Ausmaße, trotz des ausdrück- lichen Verbotes im Pariser Vertrag. KULTURELLE BEDEUTUNG SÜDTIROLS Diese skizzenhafte Darstellung kann keinen Anspruch auf Vollstän- digkeit erheben. Doch soll sie nicht geschlossen sein, ohne einen Blick auf die kulturelle Bedeutung dieses Raumes zu werfen . Heute entzücken uns wunderbare alte Kunstwerke, die in diesem Rau- me entstanden sind. Da sind zunächst die vielen profanen Fresken mit ihren Darstellungen aus dem ritterlichen Leben. deren größte wir auf Schloß Run- kelstein bei Bozen und in Lichtenberg (Burg) finden, zu nennen. An kirchlichen Fresken sind wohl als die ältesten auf siiddeutschem Raum die langobardischen Fresken in der Kirche St. Prokulus in Natums , ferner die St.~Benedikts-Kirche in Mals mit Gemälden aus der Karolinger Zeit zu melden. Reich ist Südtirol, die Heimat Midrnel Pachers, auch an Flügelaltären, von denen ein beschädigter in Gries (Bozen, Michael Pacher), ein rei zvoller in Pinzon (Hans Klecker) und der größte in Nieder-Lana (Hans Schnatterpeck) steht. Von dem Multscher-Altar in Sterzing sind nur mehr einige Tafeln vorhanden. Nicht vergessen dürfen auch die Schnitzereien aus diesem Raume wer- den (Gallmetzer, Klausen) und die des Grödentaler (St. Ulrich) . Von ganz besonderer Bedeutung aber wird der Raum von Südtirol für die Literatur. Die Bayern, zur Hauptsache ein Volk des weiten, offenen Alpenvor- landes, waren als Siedler in diese verschlossene, unzugängliche Bergwelt !!ekommen. Sie haben daher die Berge nicht als Wunder, sondern als Be- drohung aufgefaßt . Die Naturgewalten der Bergwelt kannten sie nicht; sie waren ihnen daher auch nicht erklärlich. Und so wurde ihr Leben zum Kampf mit den unbekannten und daher dunklen Mächten. Steinlawinen wur- 13

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