79. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1961/62
ergriffen vor den schroffen Wänden, den Türmen, den Bastionen, Zinnen und Zacken. Aber vergessen wir nicht auf Erscheinungen, die uns als Sonderfor- men in dieser Landschaft begegnen. Da sind die Erdschlipfe im hinteren Enneberg, die Erdpyramiden auf dem Ritten, im Pustertal und beim Schloß Tirol und die tiefe Spalte der Judicaria im Nonsberg, hinter der Mendel ab Fondo bis Tione, die nad1 neuesten Forschungen eher als Faltenüberkippung denn als Verwerfungsspalten anzusehen sind. DIE TÄLER SÜDTIROLS Südtirols Täler unterscheiden sich im allgemeinen nicht von den Tälern des übrigen Alpenraumes. Nur ist hier vorweg eines festzustellen: Sie lassen -, wie etwa die gesamte Etschfurche bis Schlanders hinauf und das Eisack- tal bis Brixen - durd1 den Warmluftzustrom aus der Poebene und somit aus der mediterranen Klimazone eine intensivere Bewirtschaftung und höhere Kulturpflanzen zu. Sie geben damit diesen Tälern ein anderes Ausse- hen, was ihre Vegetation anlangt. So bedecken den Talboden ausge- dehnte Obstgärten mit gepflegten Bäumen, Weizen und Mais, während die Hänge bis zu den Wäldern oder Wänden hinauf bestgepflegte Wein- gärten tragen. Den nördlid1sten Punkt des Weinbaues bildet Aicha (Brixener Kessel), wo auch die letzten Edelkastanien zu finden sind. Neben Wein, Obst, Weizen und Mais · begegnen uns in den rauheren Tälern Korn, Hafer und Kartoffeln. Die Haupttalzüge, wie das Etschtal, das Passeiertal, das obere Eisacktal, das Pustertal und das Fleimstal sind durch Gletscher geformt. . Im Zentralmassiv und im Porphyrgebiet treffen wir auf schluchtartige' Täler wie das Schnalsertal, das Ultental, die Mündung des Sarntales und das groß- artige Eggental vor Bozen. Die meisten ·Täler münden in Stufen, die ein Gesteinsriegel bildet, der nur einen schmalen Eingang läßt. So geht es längere Zeit ziemlich steil bergauf, links und rechts zwischen steilen, eng beieinander stehenden Wän- den, wofür das deutlichste und zugleich berückendste Beispiel das Grödental darstellt (Einfahrt bei Waidbruck, Eisacktal). Hierher gehören auch die wun- dervollen kleineren Seitentäler des Eisacktales wie etwa das Villnös-Tal un,d das Tierser Tal. Im hintersten Teil des Tales breitet sich dann meist ziem- lich plötzlich, um einen Schrofen herum, ein breites Hochtal aus mit Matten und mächtigen Gebirgsstöcken und Klötzen - Bilder, die einem das Herz bewegen! Eine zweite Form der Täler, die durch Gletscher geformt sind, mündet breit aus, und erst im hintersten Teil schließt ein Gesteinsriegel ab und leitet über Stufen hinauf ins Hochtal. Auch diese Täler haben ihre Reize! So ist es im obersten Etschtal. Schon den Edelvinschgau (Obst- und Wein- bau) hebt die Gesteinsstufe der Töll bei Forst-Meran aus der Niederung auf. Bei Schlanders bildet ein neuer Riegel eine Stufe, der in das hinterste Etsch- tal (Staudenvinschgau, karg) hinaufleitet. So ist es auch beim Ridnauntal und Pfitschtal (Abzweigung in Sterzing; Westen, Osten). Die Täler Südtirols sind schon durch ihre Formen sehr schön ; ihr Reiz erhöht sich aber besonders dadurch, daß man von ihnen aus von Biegung zu Biegung immer wieder ein 10
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