79. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1961/62

bildet den Südteil der Sarntaler Alpen (schöne Tunnelstraße von Bozen bis Sarnthein; weiter gute Straße über das Penser Joch nach Sterzing), reicht hinüber bis zum Grödental und erfüllt den ganzen Raum zwischen den Dolo- mitengipfeln und der Eisack-Etsch-Furche bis Meran. Der Sockel des Mendel- zuges von Lana bis Tramin gehört ihr ebenfalls zu. Die Porphyrplatte bildet schotterreiche Abstürze ·(Porphyrwerke von Bozen bis Auer; Branzoll, Leifers, an der Straße) und von Bozen bis Meran, aber auf ihrer Höhe trägt sie herrliche Hochflächen mit weiten Matten und Lärchenhainen. Von Bozen aus, in der Nähe des Schlosses Runkelstein, führt eine Seilbahn hinauf nach Jenesien, von wo man in wundervoller Wanderung hinüberkommt nach Haf- ling (Pferdezucht) und von St . Kathrein in: der Scharten mit der Seilbahn nach Meran (Obermais) abfahren kann. Ist der Farbton des Zentralmassivs grau und weiß (Gestein, Schnee), so leuchtet im Porphyrgebiet überall ein roter Farbton aus dem Grün der Landschaft. Im herrlichsten Kontrast zu diesen beiden Landsdiaftsformen und -farben tritt nun die dritte Reliefform Südtirols: die südlichen Kalkalpen - in der Hauptsache die Dolomitenlandschaft. Hier sind Kalke verschiedener Forma- tion mit Sandsteinen, Tuffen und Mergeln das Baumaterial. Wir finden Dachsteinkalk (Muschelkalk), Cassianerschichten (ähnlich den Raiblerschich- ten), Sehlerndolomit (Riffkalk), Mendeldolomit, Buntsandstein (Grödner Sandstein) und Werfener Schichten. Der Name Dolomit, und damit Dolo- miten, wurde nach dem Namen des französischen Geologen Dolomieu gebil- det, der dieses Gebiet eingehend erforsd1te. Lagert in der Mendel (Roenspitze) auf dem Porphyrsockel hauptsächlich Mendeldolomit, so wird der Kalk in einer Mächtigkeit bis 900 m (Schiern) nach Osten zu das Baumaterial schlechthin. Jenseits des Etschtales erheben sich zunächst das Weiß - und das Sd1warzhorn. Und dann schließen der klot- zige Latemar, der feinst ziselierte Rosengarten (schönstes Bild desselben vor Sonnenuntergang von Bozen aus), der mächtige, stolze Schiern mit sei- ner feinen Santnerspitze an. Über das Grödental hinweg ragen die Geisler~ spitzen empor, an den Schlern schließen der Plattkofel und die Langkofel- gruppe an, an deren Vorderflanke sich die größte Alm der Alpen, die rund 25 km lange und 2 bis 4 km breite Seiser Alm ausbreitet. Seiser Alm! Tep- pichdichte Grasmatten, Blumen, Blumen, Blumen - ein Paradies für Lieb- haber der Alpenflora, ein Paradies auch für Wanderungen und Erholung. Dann folgt der steilwandige Sellastock (Boespitze, 3152 m, an deren Fuß der entzückende Ort Corvara liegt), ' das Sellajoch, das Pordoijoch (von dort hat mau einen ergreifenden Ausblick auf den im Ersten Weltkrieg im Gip- fel gesprengten Col di Lana und auf die buntfärbigen Schichten der Tofana). Südlich vom Pordoijoch erblicken wir die gewaltige Marmolata und nach einer Fahrt durch das typisch ladinische Dorf Arabba und Buchensteiru den dunklen, nebelumwehten Nuvolau. Dann geht es hinauf auf den Falzarego und hinunter in den Kessel von Cortina d' Ampezzo, mit dem Antelao, der Sorapis und dem glashellen Monte _Cristallo, hinauf über den Tre Croci-Paß zum Misurina See, neben dem die Drei Zinnen ihre Spitzen wie Schwurfinger gegen den Himmel heben. Die letztgenannten Berge gehören schon zu den grauen Kalkstöcken der Sextener Dolomiten. Das Bild dieser Dolomitenland- schaft ist überaus abwechslungs- und überraschungsreich. Hier staunen wir 9

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