Rudolf Peschta 1915 - 1961 IN MEMORIAM ... sed animum, cum admixtione corporis liberatus purus et integer esse coepisset, tum esse sapientem. (Cicero, Cato Maior, 80) Lieber Freund und Kollege Deine Seele ist durch menschliches Leid und irdischen Tod wissend geworden. Dem Gefängnis des Körpers entflohen, liest sie unsere Gedanken, deren Brücke uns verbindet. Wenn wir über berufliche oder persöhnliche Fragen sprachen, kam uns nie der Ge¬ danke, daß die Hand des Alteren einst den Nachruf für den Jüngeren schreiben werde. Fünf Jahre gingst du durch das Grauen des Krieges; Du aber wolltest immer Freund und Helfer sein: So müssen Dir jene fünf Jahre auf den Kriegsschauplätzen des Südostens und Ostens, auf denen Du als Kradmelder so viel Leid sahst, zu ebenso vielen Jahren der see¬ lischen Qual geworden sein. Als Du in Deinem Inneren tief erschüttert und wund zurück¬ kehrtest, wartete die Enttäuschung auf Dich, bis sich das Leben gnädiger erwies und Dir das Glück einer Familie schenkte; ihr wendet sich jetzt unser tiefstes Mitgefühl zu. Als Du am 10. September 1948 zu uns an das Bundesrealgymnasium Steyr kamst, an dem Du dann acht Jahre wirktest, wurdest Du uns ein dreifaches Vorbild Als Mensch, weil Dich Leid und Enttäuschung nicht verbittert, sondern noch hilfs¬ bereiter, noch vertrauensvoller gemacht hatten; weil Du die Kunst und das Schöne noch tiefer liebtest; weil Du in den Herzen Deiner Schüler das Licht der Menschlichkeit ent¬ fachtest und in uns heller leuchten ließest. Als Mitarbeiter, weil Du uns durch Wissen, gepaart mit Bescheidenheit, durch Gewissenhaftigkeit gepaart mit Fleiß, vorangingst. Als Freund und Kollege, weil Du immer Treue und Aufrichtigkeit pflegtest; weil Du, ein Leidgeprüfter, uns oft mit Deinem goldenen Humor Freude bereitetest; weil Du als Sänger uns unvergessene Stunden schenktest: Stets ein Gebender, nie ein Fordender. Doch der Sang ist verschollen. Requiescas ex laboribus tuis Für den Lehrkörper des B. Rg. Steyr Dein Freund und Kollege Hans Grimm
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2