77. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1959/60

Dieser Warmluftschwall aus dem Südosten und das Vorhandensein einer schmalen Kaltluftzunge über dem Donauraum und dem Alpenostrand (siehe Tabelle 1 und Topographie) , die dort fast unverändert lag, dürften wohl im wesentlichen für die abnorm großen Niederschlagsmengen verantwortlich sein, die in einer solchen Höhe sonst nur bei ausgesprochenen V-b-Zyklonen be- obachtet werden. Die geringeAusdehnung der Kältezunge würde auch den verhältnismäßig kleinen Bereich des Niederschlagsgebietes, welches Nieder- österreich und die im Westen und Südwesten angrenzenden Teile von Ober- österreid1 und der Steiermark umfaßte, erklären. Die westlichen Bundeslän- der blieben unter dem Einfluß des westeuropäischen Höhenhochkeils fast niederschlagsfrei. Neben diesen in der Wetterlage, also in der Luftmassenverteilung und den Strömungsverhältnissen liegenden Gründen, sind für die Höhe des Nieder- schlages an den einzelnen Stationen sicherlich auch orographische Effekte maßgebend. Stau- und Leewirkung führen gerade in diesem geographisch so reich gegliederten Gebiete zu größeren Verschiedenheiten. Im folgenden Abschnitt wird nun ein kurzer Überblick über die Nieder- schlagsverhältnisse im Einzugsgebiet der Enns und Steyr in der Katastrophen- zeit gegeben. Tabelle 2 enthält die täglichen Niederschlagsmengen von einigen Stationen dieses Gebietes für die Zeit vom 13. - 22. 7. Dabei sind jeweils die Nieder- schlagshöhen (in mm) des betreffenden Tages, 21 Uhr, sowie des folgenden 7-Uhr-Termines zusammengezählt. Die größten Niederschlagsmengen im Be- richtszeitraum fielen im Gefolge der aus dem Mittelmeerraum gegen die Al- pen vordringenden Störung am 14. und 15. Juli und als Folge des Ungarn- tiefs vom 19. bis 21. Juli (Niederschlagssummen in der Tabelle). In den beiden Abbildungen 8 und 9 sind die Isohyeten (Linien gleicher Nieder- schlagshöhe) fur die angegebenen Zeiträume .iezeichnet. Dazu ist zu bemer- ken, daß diese Darstellungen nur eine grobe Ubersicht über die Hauptnieder- schlagszentren darstellen, da in ihnen weder die Windverfälschung der Meß- werte auf den Bergstationen, noch die Niederschlagsabhängigkeit von der Höhe berücksichtigt werden konnten. Um die Zunahme der Niedersd1lags- menge mit der Höhe einigermaßen richtig abschätzen zu können, die nach der allgemeinen Erfahrung am Nordrand der Alpen infolge der Stauwirkung besonders groß ist, müßte eine viel größere Anzahl von Beobachtungen zur Verfügung stehen, aus denen sich die Höhenkorrekturen bestimmen lassen. Im ersten Zeitraum war das Zentrum der Niederschlagstätigkeit auf öster- reichischem Staatsgebiet das Inn- und Hausruckviertel; im Raume von Redl- Zipf entstanden dabei die ärgsten Zerstörungen. Jedoch waren die Regen- mengen auch im Traunviertel und der angrenzenden nördlichen Steiermark recht beachtliche. Steyr beispielsweise meldete am 15 . Juli 37 mm in 24 Stun- den, Hieflau sogar 49 mm. Dadurch wurde die obere Bodenschichte stark durchfeumtet und es entstand, da infolge der durm die Wetterlage beding- ten kurzen Sonnensmeindauer die Verdunstung ziemlim gering war, eine die Hochwasserkatastrophe begünstigende Vorsituation, besonders in den wald- reimen Gebieten, die erfahrungsgemäß die Bodenfeumtigkeit viel besser erhalten als waldfreie Gebiete. So kamen dann die Hauptniedersmläge vom 19. bis 21. Juli größtenteils zum Abfluß, die Wasserstände der niederösterreichismen Flüsse sowie der Enns und Steyr mit ihren Nebenflüssen stiegen rasch an. 11

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