77. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1959/60

Abbildu11g 5 illustriert die Wetterlage vom 20. Juli, 7 Uhr. Der österrei- chisd1e Wetterdienst besd1rieb diese mit folgenden Worten: ,, Von einem Störungszentrum über Ungarn ausgehende Wolkenfelder und Niederschlags- zonen bedecken große Teile Österreidls, nur in Vorarlberg ist es durdlwegs sonnig. Die in großen Höhen lagernde, verhältnismäßig langlebige: Störung bewegt sid1 nur wenig. Sie wird daher unseren Wetterablauf weiterhin ent- scheidend beeinflussen ." Aus der Bodenwetterkarte allein, die über Ungarn ein flaches Tiefdruckgebiet zeigt, ansonsten über ganz Mitteleuropa eine recht fladle Druckverteilung aufweist, lassen sidJ keineswegs die riesigen Niedersd1lagsmengen erklären, die in dieser kurzen Zeit .fielen und beispiels- weise in Hieflau 86 mm in 24 Stunden betrugen. Ztfr Erklärung müssen wohl die Vorgänge in höheren Sdlidlten der Atmosphäre herangezogen werden. Die absolute Topographie der 500 mb-Fläche (ca. 5. 500 m) vom 18. Juli, 0 Uhr (Abbildung 6) , läßt ein abgesdllossenes Höhentief mit dem Zentrum über Ungarn erkennen. Dorthin hatte sich der nodJ am Vortage über Bayern ge- legene Kaltlufttropfen verlagert. Er folgte dabei nidlt, wie das sonst bei der Steuerung von Kaltlufttropfen üblidJ ist, der Bodenströmung nadJ SW, wohl unter dem Einfluß der Warmluft, die von SW heranströmte und einen Höhen- hodlkeil über Westeuropa aufbaute. Zur Illustration sind in der folgenden Tabelle 1 die Werte der Temperatur und der relativen Feuchtigkeit in den Niveaus 850 mb (ca. 1.400 m), 700 mb (ca. 3.000 m) und 500 mb (ca. 5.500 m) in der freien Atmosphäre über Wien für den Termin 3 Uhr MEZ angegeben. (Diese Meßwerte sind der „Monats- übersidlt der Witterung für Juli 1959" entnommen, herausgegeben von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien.) Tag 1 sso mb 1 100 mb 1 soo mb oc °lo oc % oc % 13. 7. 19,0 41 7,0 - -11,6 - 14. 7. 15,6 58 3,7 81 - 12,7 84 15. 7. 13,8 63 2,4 75 -12,4 73 16. 7. 11,9 92 2,4 91 -13,1 70 17. 7. 7,9 98 1,5 96 -15,9 86 18. 7. 8,2 94 1,0 88 - 15,4 - 19. 7. 11,3 99 2,4 96 - 13,0 87 20. 7. 13,3 82 2,4 81 - 13,1 66 21. 7. 12,5 87 2,8 73 - 13,3 40 Tabelle 1 Das Höhentief wurde über Ungarn stationär (Abbildung 7: absolute Topo- graphie der 500 mb-Fläche vom 21. Juli 1959, 0 Uhr) und bestimmte die Witterung in ÖsterreidJ in diesen Tagen. Am Ost- und Nordostrand dieses Höhentiefs wurden feudlte, warme Luftmassen aus dem Sd1warzmeergebiet und dem Mittelmeergebiet herangeführt, die in größeren Höhen (oberhalb 2 - 3 km) zum Aufgleiten kamen und sidJ dabei fast stationär ausregneten. . 9

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