76. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1958/59

3. Hans Harfwig und Joachim Khrebben wi rd die rechte Hand abgehauen, dann haben sie ebenfalls die Erbl ande zu verlassen. 4. Stefan Hager, Michael Sebald Feilschmied und Sixt Hütting werden aus dem Burgfried versto~en und haben die Erblande solange zu ver- lassen, bis der Kaiser ihnen die Rückkehr erlaube . 5. Stefan Courn darf in Steyr verbleiben, wird aber für immer von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Am Mittwoch, den 5. 12. 1571, wurde in Steyr Rechtstag gehalten, der Stadt- richter verlas feierlich d ie Urteile und der Scharfrichter vollzog die Hinrichtung Kaspar Taubitsch'. Die Ausweisung der Librigen Verurteilten dürfte wen iger prompt durchgeführt worden sein, denn bis zum Dezember 1576 wu rden imme r wieder Gnadengesuche an den Kaiser abgesandt, deren Verfasser sich trotz der Landesverweisung keineswegs irgendwo in Deutschland befanden, son- dern ganz offensichtlich zu Hause in Steyr sa~en. Sie blieben auch hier, zuerst ohn e und dann mi t Genehmigung der kaiserlichen Obrigkeit, eine Unbot- mälJigkei;, die ungeslraH b li eb, denn der Rat der Stadl war um eine Er- fahrung reicher geworden: Falschmünzerei fiel nicht in den Kompetenzbereich seine~ Gerichts, sondern war Sache der Landesregierung - mochte sie sich daher auch um die Ausführung ihrer Befehle kümmern. Dami / war der Steyrer „Falschmünzerhandel" beendet. Es handelte sich, ver- glichen mit anderen Ereignissen, siche rlich nur um einen kleinen, fast lächer- lich naiv und mit höchsi unzulängl ichen Mitteln durchgeführten Betrug, in einer Zeil allerhöchster bürgerlicher Bedrängnis. Aber was hier in Steyr im Keime erstickt worden war, sollte sich e inige Jahrzehnte später in grö~lem Ausma~e und mit den verheerendsten Folgen im gesamten Reich wieder- holen. Von gm~en und kleinen Fälschern praktiziert, von politischen und wirtschaftlichen Kämpfen gefördert und vo rwärfsgesto~en , wuchs die Mas se der unterwerti g en Kleinmünzen zu ei ner allen Ge!deswert vernichtenden La - wine, d ie in den Wirren des Dre i~igjährigen Krieges ungehindert das gut e Geld verdrängte und ausschaltete. Die sogenannte .Münzcalada" des Jahres 1623 war eine der grö~ten Geldkrisen der deutschen Münzgeschichte und gegen diesen Saltomortale des deutschen Geldes g ab es kein gerichtliches Einsehreifen mehr . Erst nach dem vollkommenen wirtschaftlichen Zusammen- bruch und dem Ende des Drei~igjährigen Krieges konnte der Münze wiedar das Fundament geschaffen werden, das sie braucht, um ihre Fun ktion zu e rfüllen. Quellen : Stadtarchiv Steyr, Kasten III, Lade 1, Nr. 3 Valentin Preuenhuber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740. Literatur : August Loe hr, österre ichi sche Geldgeschichte , Wien 1946 Ed uard Holzmair, Münzgeschichte der österreichischen Neufürsten, heraus- gegeben in der Numismatischen Zeitschrfl , Wien 1946. 13

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