76. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1958/59
Schwiegervater hatte ihm das Werkzeug zur Verfügung gestellt, zwei Punze! hatte er, und auch daran trüge hauptsächlich seine Frau die Schuld, diesem gestohlen. Margarete Taubitsch versuchte gar nicht erst, sich viel zu vertei - digen, sondern erzählte ausführlich, wie einmal Joachim Khrebben, auch eine r aus der Zunft, einen Punzel gemacht hatte, ihn aber später aus Angst wiede r vollkommen abgefeilt, sodary er unbrauchbar war. Alles Reden sei umsonst gewesen, Joachim Khrebben und sein Bruder Stefan wollien von der Falsch-· münzerei nichts mehr wissen. Die beiden Brüder legten auch sofort bei der ersten gütlichen Befragung ein umfassendes Geständnis ab und ersparten sich so die Tortur. Joachim, als der schuldigere, erzählte, daf} Hans Hartwig ihm während eines Spazierganges, e~. sei kurz vor St. Bartholomä gewesen, zwei Punzel gezeigt hätte, mit der Bitte, ihm derlei Werkzeug zu schmieden, da er selbst falsche Münzen machen wol le . Weil er ihm keine Ruhe gelassen hatte, ihm auch allerlei versprochen, habe er schlierylich eingewilligt, um von ihm loszukommen. Nach einem miry- glückten Versuch war ihm wirklich ein schöner .zwaierpunzel" gelungen, da ihm die Margarete Hartwig beim Ziffernschneiden genaue Anweisung ge- geben. Das Pech war nur, dary er nicht rechtzeitig mit der Arbeit fertig wurde, ehe sein Bruder, in dessen Haus er wohnte und dessen Werkstätte er benützte, mit seiner Frau vom Jahrmarkt in Wels zurückkehrte. Als Stefan Khrebben merkte, in was für eine Sache sich sein Bruder eingelassen hatte, stellte er ihn zuersI hart zur Rede, als aber der erste Zorn verraucht war, li e f-i er sich doch dazu herbei, seine Werkstatt auch weiterhin zur Verfügung zu ste ll en, aber beim Falschmünzen wollte er auf keinen Fall dabei sein. Nach einiger Zeit brachte Hartwig den stark abgenützten Punze! zurück und wollte ihn neu schärfen lassen, aber Joachim Khrebben, der die Sache satt hatte, zerstörte ihn durch Feilen und liery sich weder durch Bitten, noch durch< Drohen zu neuer Mithilfe überreden. Nach einiger Zeit aber hatten die Brüder auf eigene Faust begonnen, falsches Geld zu machen, da Teuerung und Not so grory geworden waren, der Absatz ihrer ·Messer sehr gering, dary sie ebenfalls mit falschem Geld zu den Bauern wollten. Jedoch die Zweier wollten ihnen nicht gelingen, sie konnten nur zwei Stück anbringen und muryten die übrigen in die Enns werfen - bald darauf wurden sie eingesperrt. So folgt Geständnis auf Geständnis: Stefan Hager, der gern vom Taubitsch gelem; hätte, aber das Münzenmachen nie recht kapierte, Michael Sebald Feilschmied, in dessen Werkstatt Khrebben seine Punzl härtete , der aber zur .Zunft" lediglich als Zuschauer gehörte, Sixt Hütting, der gemeinsam mit seiner Frau - sie war als „strenges" Weib bekannt - dem Taubitsch Hand- langerdienste leistete, und schlieryl ich das Ehepaar Courn, die Haupthelfer der Familie Taubitsch, die ihr Haus von Anfang an als Werkstatt für die Falsch- münzerei zur Verfügung gestellt hatten, sie alle kamen ausführlich zu Wort. Fast in allen Fällen waren es die Hausfrauen, die .tüchtig für die Vermehrung ihres Wirtschaftsgeldes Sorge trugen und die Männer ganz einfach zum Mit- tun oder zum Mundhalten aufgefordert zu haben scheinen. Im Falle Courn ist das ganz deutlich demonstriert. Alle Aussagen bestätigen, dary Stefan Courn niemals selbst bei der Münzarbeit mitgetan, ja dary er anfangs sogar während 10
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