76. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1958/59

fache Sache, und als er einige Jahre später nach Steyr übersiedelte, setzte er es hie r eifrig fort. Da seine Frau ihm dabei so treulich half, kaufte er ihr .zum Dank einen schönen grünen Rock und einen Schleier. Vor vier Jahren waren allerdings ei nmal die Münzen mi~raten, die er beim Nachbar Courn gemacht hatte, und er mu~te sie in die Steyr werfen. Dann aber heiratete Taubitsch' Tochter Margarete den Messerer Hans Hartwig, und da sie von ihren Eltern gelernt halte, wie man das Wirtschaftsgeld auf höchst einfache Weise ver- mehren konnte, halte sie nur mehr ihren Mann davon zu überzeugen, da~ es seine Pflicht wäre, mitzutun. Es dauerte nicht lange, so halten sie auch einige Freunde in ihr heimliches Tun eingeweiht und eine ganze Gesellschaft von Falschmünzern war am Werk. Wenn die „Zwaier" nicht gerieten, warf man sie ins Wasser, wenn sie gut aussahen, gingen die Frauen damit auf den Markt oder hinaus auf das Lan d zu den Bauern und kehrten mit Fleisch, Brot und Eiern nach Hause zurück. Ab und zu geschah es allerdings, da~ einem Bauern später bei näherem Hin- sehen die Kreuzer nicht recht geheuer waren und er sie wieder anbringen wollte, dann kam er, machte Krach und man mu~te sie ihm umtauschen. Ein- mal halte sich ein Baue r bis zur Frau Hartwig durchgefragt, seine Geschichte imme r wieder erzählend, und ihr dann das falsche Geld auf den Tisch gelegt - sie gab ihm schnell echte Kreuzer dafür, um ihn loszuwerden. Vielleicht war dieser Vorfall mit ein Grund, da~ die Falschmünzer ihre Hamsterwege immer weiter und weiter, bis nach Mauthausen und Perg ausdehnten, wohin sie wohl meist zu Fu~ wanderten . Wo mehrere zusammenarbeiten, da gibt es leicht Meinungsverschiedenheiten, darum münzte Kaspar Taubitsch auch für sich allein, und da ihm die Sache so wohl gelang, wollte er auch Taler und Gulden machen, doch fehlte es ihm an Metall und .mödl". So lie~ er es sein und fälschte weiter .budschädl und andere klaine münz". Natürlich kam immer wieder einer von den Freunden und bestürmte ihn, ihm doch auch einen Prägestock zum selbständigen Mün- zen zu machen, doch lehnte er dieses Ansinnen stets ab, da es ihm zu gefähr- lich schien. Stefan Hager, Stefan Courn, ja sogar dessen Frau versuchten im- mer wieder, aus ihm herauszubringen, wie man die Prägzeichnung eines Pun- zels macht und wie man falsche Münzen wei~ siedet, da~ sie wie Silber aus- sähen, doch mit Ausnahme Stefan Hagers verriet er niemandem, wie man Kupfer wei~ und weich wie Silber macht. Taubitsch' Eheweib Margarete bestätigte, gütlich und peinlich befragt, die An- gaben ihres Mannes, erzählte ausführlich, wie sie im Glockenturm der Waid- holne1· Kirche vor 21 Jahren ihre ersten Münzen geschlagen hallen, verga~ aud, nicht den grünen Rock und den Schleier, die ihr Mann vor 10 Jahren für sie gekauft, und da~ Sixt Hütting, der Messerer, den •Vertrieb" von Falschgeld übernommen halle, wozu er sich se lbst erboten. Bei der Zusammenarbeit mit den anderen halle immer jeder seinen Beitrag an Material geleistet und dafü r seinen Anteil an Münzen erhalten. ' Hans Hartwig und seine Frau Margarete, geb. Taubitsch, wurden ebenfalls gütlich und peinlich befragt und bestätigten die Angaben der Eltern, doch versu chte Hartwig, die Hauptschuld seiner Frau zuzuschieben, die ihn zum Fal schmünzen nicht nur verleitet, sondern direkt angetrieben habe . Der 9

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