75. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1957/58

die Heiterkeit entspringt einfach unserem Vergnügen an der Sicherheit origi- neller Tüchtigkeit, mit der sich manche der .Zwerge" höchst realistisch vor uns präsentieren.•) Das Ganze ist mit einer ers.f'aunlichen Eleganz gemacht, die der Erfindungskraft und Treffsicherheit des kleinen Werkes vollkommen ebenbürtig ist. Die humorvolle Menschenbetrachtung des Zwergenbuches traf offenbar bei sei- nem Erscheinen auf breites Verständnis, denn alsbald bemächtigten sich seiner die grofien Meister der Porzellanplastik. Kändler in Meifien schuf den urkösl- lichen Do-n Miguel Zorrero, im Wiener Porzellan entstanden etwas später der Bafa,vische Bootsknecht, Don Guappos, Ursula Schleglin Mayr Mensch') u. a ., viele der Zwerge tauchen auf Lebzeli- und Marzipanmodeln, auf Ofenkacheln und Möbeln auf. 8 ) Auch in unse·rer engeren Heima i' war mön offenbar entzückt von den Spottge- stalten des Buches, da man sich die wunderlichen Gese-llen in die Stiftsgärten von Lambach und Gleink holte . Mil Johann Baptist Wunlscher wählte man einen technisch recht vorzüglichen Meister. Inhaltlich war er für Lambach durch den Ab;• Maximilian Pag·I wf bestimmte Figuren des „Neu eingerichlen Zwerchen Cabinets" gewiesen; sicherlich halle ihn auch in Gleink der Wunsch des Auf- traggebers in dieser Richtung festgelegt. So genau sich dabei Wunlscher an die Vorbilder hielt, es kam doch etwas sehr anderes heraus. Das Ironische ist ins Gemütliche gewendet, die Besonderheiten sind leicht verwischt, die Kleinheit kommt dem Betrachter der Fre if iguren stärker zum Bewufitsein als bei den Sti- chen. Die kleinen Burschen haben viel mehr von unserer romantischen Zwergen- vorstellung angenommen, auch stehen sie heule unter schattigen Ba umäslen und unter Sträuchern, recht wie mutwillige oder boshafte Zwerge in der Waldes- dämmerung; Verwitterung und Flechl'en haben de-n grauen Stein fleckig, die Ka,nten und Umrisse oft unbestimmt gemacht, manches ist arg zersl'örl, so d3fi das eigentümlich 0bergängige vom Be-lebten zum Lebenden d a ist, das Vage des Steins, der plöl'zlich einen ungestallen Kopf mit bösem oder schreckhaftem Blick hat, einer Baumwurzel, die wegzulaufen scheint. Troh alledem ist genug von der munteren Gesellschaft des Augsburger Buches geblieben, um das ganze Vergnügen der Gleinker Pat res an der Sammlung menschlicher Narrheit e n nach- fühlen zu können. Am meisten hat von seinem Vorbild der „fürnehme Lappländische Landtherr u. Obrisle Landl Kuchelmeister von der Insel Deserla, Nutsch Moloff" (Bild S. 10). Man pflichte t ihm ohneweiters bei, dafi ihn der Himmel, wie es in dem Vers des Buches heifit, ,.so zart und schön gestaH, All se,ine stukh mit freund- und lieblichkeit gemahlt, Dafi Aug, die Nafi, den Mund, die tallie, haar und Fufi, Mit gnaden der Natur begabt mit Uberflufi ". ' ) Dafür ist e in köstliches Beispiel der Batavische Bootskned, f Dan Hagel auf unsere r Seite 7 oben, linke Figur . • 7 ) Oesterreichisches Museum für Kunst und lndusti e in Wi en. t) Bei Dr , Gugenbauer a. a, 0. Beispiel einer 13ettstc11t von 1 T)2 im Schlof} Waxenb erg mi: ei nigen unserer Zwerg e. 12

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