74. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1956/57

SCHUTZ DER LANDSCHAFT Das oöNG v e r b i et et E i n g r i ff e, d i e d a s L a n d s eh a f t s b i I d stören, wenn dadurch öffentliche Interessen an der Erhaltung des Land- schaftsbildes, die alle anderen Interessen überwiegen, verletzt würden . Die oö~V') .. zählt als solche störende Eingriffe im einze lnen auf: Eröffnung von Steinbruchen, von Sand- und Schottergruben, das Trockenlegen von natürlichen Gewässern und Mooren bzw. die Torfgewinnung, ferner das Roden von Hecken- zügen, von charakteristischen Baumgruppen und von Flu~- und Bachuferge höl- zen. Solche Eingriffe sind jedoch nicht verboten, wenn die Bezirksverwaltungs- behörde mit Bescheid festgestellt hat, da~ ein derartiger Eingriff das öffentliche Interesse an der Erhaltung des Landschaftsbildes nicht verletzt. Au~erdem gellen als störende Eingriffe in das Landschaftsbild das gröb- liche Verunreinigen fremder Grundstücke durch Wegwerfen und liegenlassen von Abfällen sowie das Ablagern von Unrat und Abfallstoffen auf fremden, von den Gemeinden h ie.für nicht vorgesehenen Grundstücken. Das oöNG ver b i e I et überdies j e den E i n griff i n das La n d- s eh a f I s b i I d a n a 11 e n Seen samt ihren Ufern bis zu einer Entfernung von fünfhundert Meiern landeinwärts. Dieses Verbot gilt, solange nicht aus- drücklich festgestellt wird, da~ öffentliche Interessen an der Erhaltung des Land- schaftsbildes, die alle anderen lntere,ssen überwiegen, nicht verletzt werden . Als störender Eingriff in das Landschaftsbild kann durch Verordnung der Landesregierung auch das Anbringen bestimmter optisch wirkender Ankündi- gungen '(Werbeanlagen wie Reklametafeln, Lichtreklame u. dgl.) bezeichn et werden. Die übliche land- und forstwirtschaftliche Nutzung von Grund und Boden gilt nicht als Eingriff in das Landschaftsb il d. Auch das RNG berücksicht igte den Landschaftsschutz. Während sich jedoch b e im RNG der Schut z nur auf kleiner e Landschaftst e ile ers tr eckte, ist nad, dem oöNG das Bundes l and Oberösterreid, zur Gänze unt e r Schutz geste llt. Di es ist ein beachtlicher Fortsduitt in d er Naturschutzgesetzgebung . Das RNG schränkte die wirtschaftliche Nutzung der g eschütz te n L and- schaftstei l e sowie die Bewegungsfreihe it der Wanderer in diesen Gebieten im allg emeinen nicht ei n, doch war anderseits in manchen Gebiet e n sogar das Pflücken und Ausgra b en vo n sonst ungeschützten Pflanzen untersagt. Da~ derartige Verbo te wegen der Aus dehnung des Schutz es auf das ganze Bundesland in das oöNG nicht aufgenommen werden konnten, ist verständlich . Der nu nm ehr verfügte strenge Schutz der See landschaften löst allgemein gröf}te Be- fr ied i gung aus. Di e drohende Gefahr der vollständigen Verbauung bzw. Absperr ung der Seeufer erforderte d ring end eine gesetzliche Abhilfe. Obrigens wurde schon im Ja hre 1940 eine ähnlid,o Anordnung für die oberösferr e ichisch en Seen auf Grund d es RNG er lassen. In dieser An o rdnung wurd en allerdings die v0rgesehenen Schutzma~nahmen ni cht voin Oberwiege n e ines öffentlichen Int e resses abhängig gemacht. Solange nämlid, das RNG in Kraft stand, entschieden die Naturschutzbehörden nach Anhören der Beteiligt en m ehr oder mind er nach ei9enem Ermess en. Das oöNG hingegen gestattet, offenbar um die Grundsätze der Demokratie nicht zu verlel1en, alle Nalursdiulzma~nahmen nur unte r der Vorausset zung , daf, sie m it einem ü b e r w i e g e n d e n ö f f e n 1 1 i eh e n I n t e r e s s e in Einklang stehen müssen. Di ese vom oöNG immer wieder geforderte Bedingung i st jedod, vom Standpunkt de s Natur- schutzes äuf,erst bed enklich, denn die Behörden werden mit den i hnen gesetzlich zu Ge- bot e stehenden M itteln n iemals einwa nd frei das Oberwiegen e ines öffentl i chen I nteresses feststellen können. Da s Gesetz sieht zwar vor, daf, die Behörden einen Land e s - Na- tu r s eh u t z b e i rat, die Na tu r s eh u t z b e auftragt e n , sowie nach Bedarf die g e s e t z I i eh e n I n t e r e s s e n v e r t r e t u n g e n zu hör en haben, dod, wi rd im Widerstreit der Interessen das Erg ebn is b es tenfalls ei n unbefriedigender Kompromif, sein. 1 ) Durdiführungsvero rdnung zum oöNG = oö. Naturschutzverordnung. 36

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