eher') und einen „Instrumentisten", nach damaligem Sprachgebrauch einen Spieler von Kielklavieren.2) Damit ist das Werk in der" Besetzung eine Triosonate und in Deutschland vielleicht die erste dieser nachmals so reichen Gattung. Daneben empfiehlt Peuerl auch die Besetzung mit einem Tasteninstrument und e i n e m Streicher (unter Weglassung des Tenors als eigener Stimme u. a.)3) oder gar die Ausführung mit .zweyen Instrumenten" (Kielklavieren), .,da elwan zween gute Freund sich miteinander erlusligen wollen" .4) Zwei Jahre nach der Variationemuite von 1611 halle Peuerl bei Wagenmann ein ganz anderes Werk drucken lassen, fünfslimmige Vokalsätze unter dem Titel: •Weltspiegel / Das ist: Neue teulsche Gesänger / von Freud und Leid / Glück und Tück / dieser Welt" .5) Auch diesem Werk stellt Peuerl ein Motto voran: .,Wer lebt in Freuden ohne Leid / hat gute Freund und Glück ohn Tück / Der kann wohl all zeit sagen frey / In Fried und Ruh auch ohne Streit / Kein Feind und Neider hinderrück / dal} seines gleichn auf/ Erd nil sey." Der Weltspiegel ist Georg Henckel von Donnersmarck gewidmet. Welcher Art die Ve-rbindung Peuerls zu diesem Geschlecht war und wieso er zu dieser Widmung kam, ist nicht feststellbar. Vielleicht gedachte er des Herrn, weil ihm zu Ohren gekommen war, dal} dieser an den 1611 herausgegebenen Tänzen Freude gehabt halte; vielleicht hoffte er, so einen Gönner und Förderer zu gewinnen. Ein wenig Glück hätle er ja nötig gehabt. Das Inhaltsverzeichnis zeigt zwölf Vokalsätze und zwei Kanzonen. Die Vokalsätze mögen wohl von Steyr beeinflul}t sein, wo der Meistergesang bis ins 17. Jahrhundert gepflegt wurde•) und kunstliebende Bürger in Gemeinschaft mit der Lateinschule geistliche evangelische Schauspiele aufführten. Ob der Text von Peuerl verfal}I wurde, läl}t sich nicht mehr feststellen, doch möchte man Peuerl die pessimistische Grundstimmung der Lieder bei seiner damaligen wirtschaftlichen Lage gerne zutrauen. Ohnehin verlangt die Einfachheit der Texte keine dichterischen Qualitäten. .,Spiegel" ist ein Tite·I, den eine Unzahl älterer und neuerer Werke trägt',') er bedeutet Selbstprüfung, Erkenntnis der Wahrheit, sich selbst und der Welt einen Spiegel vorhalten. Denselben Gedanken finden wir bei Plinius in den „Epislolae" durch das speculum morum ausgedrückt oder in den Bezeichnungen von Gesetzessammlungen (Sachsen-und Schwabenspiegel), von Erziehungs und Lebensregeln (Fürstenspiegel, Ritterspiegel, Laienspiegel, Ehespiegel, Jugendspiegel, Knabenspiegel). Ein direkter Einflul} wurde auf Peuerl vielleicht durch das Speculum vitae humanae Erzherzog Ferdinands 11. von Tirol {1584) und das Speculum mundi Burgwaldts von 1590 ausgeübt. Die Texte Peuerls stimmen in der Form mit den deutschen Madrigalen überein, die „kurtz gefal}t und nachdenklich gemacht"•) inhalHich dem Epigramm nahestehen. Ihre „Haupt conclusion pflegt aus den letzten zweyen Reimen auch wohl nur aus der letzten Zeile zu erscheinen". Formal ist man „an keine gewisse Anzahl Verse gebunden, 1 ) ,,Discant-, Tenor-, BafJ9eiger" - nach dem geforderten Stimmumfang der Violine, der Bratscho und dem Violoncello entsprechend. ~ 2 ) Vgl. Curt Sachs, Rea llexikon der Musikinstrumente, Ber lin 1913, S. 196 a. - Bei Praetorius, Syntagma Musicum Bd. 111: ,,Clavicymbel oder Spinetten . . . sonsten in gemein 1 nsfrument genannt." 3 ) Solosona te . ') Denkmäler der Tonkunst Bd. 70, S. 62. S) Einziges vollständiges Exemplar in der seinerzeit. Preu~ischen Staatsbibliothek in Berlin. 6 ) Nagl-Zeidler, Deutschösterreichisd,e Liferaturgesd,id,te Wien 1899. - Ofner, Zur Gesdiichte des Meistergesanges in Steyr, Oö. Heimatblätter 1948. - Die letzte Nachricht vom Meistergesang in Steyr haben wir aus dem Jahre 1616. 7) Vgl. Jakob Minors Einführung zur Neuausgabe des „Speculum vifae lumanae" (Drama des Erzherzogs Ferdinand II. von Tirol), Halle an der Saale 1889. 8) Caspar Ziegler: ,,Von den Madrigalen / Einer schönen und zur Musik bequemsten Art Verse / Wie sie nach dem Italiener Manier in unserer Deutschen Sprache auszuarbeiten / Nebenst etlichen Exempeln, Wittenberg, 1653." 22
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