73. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1955/56

1 kt w chseln können.') Alle vier Tänze sind innig verbunden durch die Einheit d r. h mas und der Tonarh Die Padouan allein hat drei Teile; ihr zweiter und dritt ,. is; in den folgenden Sätzen jedesmal zu einem Teil gestrafft. Auch die m llvis hen Elemente werden im Fortschreiten der Suite immer knapper und k ni ntrierler. P u rl denkt sich das Werk nach seiner Vorrede von Streichinsi'rumenten führt, was sich auch aus der starken rhythmischen Bewegung, den gro~en ,·v llsprüngen bei raschem Tempo und den reichen Passagen in allen Slimn rgibt. Im allgemeinen können die Sätze von gewöhnlichem Streichquartett pi II werden, nur bei einigen mü~te an Stelle der zweiten Geige eine 1 h lreten. as Werk von 1611 scheint rasche Verbreitung gefunden zu haben, einT"nze, eine Suite werden in Sammlungen übernommen,') doch wie Ver•• n n111gen, das Herausrei~en einzelner Nummern aus den geschlossenen ykl n und Verstümmelung einer Suite zeigen, ohne rechtes Verständnis der Ir n der gefundenen Form. Einzig der Thomaskantor von Leipzig Johann 11 rn, nn Schein greift die Schöpfung Peuerls auf und setzt das zweite Werk 1 r cl ulschen Variationssuite für mehrere Instrumente in die Welt, das .Banh II Musicale" von 1617. Schein verwendet dieselben Tanztypen, die er nur 1 llw ise anders benennt (Padouan, Courante, Allemande•, Galliarda)3) und zeigt r f} Verwandtschaft in der Formgebung. Die Tanzvariationensui!e hat sich im 1/ . J hrhundert zeitweise zu sehr freien und komplizierten Formen entwickelt. P uerl selbst hat in seinen späteren Instrumentalwerken von 1620 und 1625 strenge Suitenform verlassen. Das Werk von 1620 ist uns nur noch in einer 1 norslimme erhalten.•) Es enthält 44 Sätze: 14 dreisätzige Variationensuiten (mit Padouan, Intrada und Dantz) und zwei Canzonen. Ist die strenge 1 rm hier noch zum Teil gewahrt, so gibt sie Peuerl 1625 gänzlich auf. o Werk dieses Jahres: ,,Ganlz Neue Padouanen / Auffzüg / Balleten / Cour nl n / lnl'raden / und Dänlz . .."5) umfa~t 30 Sätze, darunter nur noch eine uil mit vier Sätzen und zwei mit dreien. Sonst kommen nur noch Zweierruppen oder Einzeltänze vor. In einigen Sätzen wechseln Zwei- und DreierT kt. In den mehrsälzigen Folgen ist das Thema von den Variationen kaum zu heiden. Einmal ist in den engen Rahmen e i n e s Salzes d ie Vielfalt der Veriationssuite gezwängt. Oft sieht das Ganze nach Experimentieren aus.6) Die .,Ganz Neuen Padouanen" von 1625 zeigen aber Peuerl in einer anderen Hinsicht erstaunlich zukünftig und aufgeschlossen. Er führt durch sie die Praxis des Kammermusizierens weiter, indem er als einer der e-rsten in Deutschland die Komposition mit Basso continuo7) übernimmt, jener eben in Italien aufgekom111 nen kontinuierlichen Ba~stimme zu Streichinstrumenten, die von Lauten und Tasteninstrumenten als Akkordbegleitung gespielt werden konnte. Der Meister cl nkt sich, wie die Vorrede sagt, die Ausführung vor allem durch drei S!rei- ') Schema: Reigen A Nachtanz B - Reigen B - Nachtanz A Viererlakt Dreiertakt - Vierertakt - Dreiertakt Padouan Intrada - Dantz - Gal liarda 7 ) Linzer Orgelkodex mit Liedbeispielenbearbeitungen und Tänzen meist ungenannter Meister. - Amoenitatum Hortulus 1622 (3 Sätze Peuerls neben nur je einem von Ha~ler, Staden und Schein!) J) Scheins Suiten haben einen fünften Satz, der eine bio~ mechanische 0bertragung des dritten Satzes in den Dreiertakt darstellt, daher keine wesentliche Erweiterung bedeutet. ' ) ,.Ettliche lustige Padovanen, Intrada, Ga\liard, Couranten und Däntz / sampt zweyen Canzon mit vier Stimmen . .." Nürnberg bei Abraham Wagemann 1620. Einziges Original in der Landesbibliothek Kassel. ' ) Gleichfalls bei Wagenmann in Nürnberg gedruckt, einziges vollständiges Original in der Bibliothek Graues Kloster in Berlin. •) Geiringer a. a. 0 ., S. S4. 1 ) Rober; Haas, Barockmusik in Bückens Handbuch der Musikwissenschaften, Potsdam 1928. Geiringer, a. a. 0. , S. 47. 21

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