der Variation.1) Unser Meister variiert ein einfaches Tanzthema zu neuen Sätzen, so dal} nun vier thematisch verbundene Tänze entstehen. Die Variierung erfolgt in verschiedenen Formen, die einander zu einem reichen lliel}enden Klangbiid durchdringen: In blofi mechanischer Taktverwandlung; durch Veränderungen von Melodie, Rhythmus, Harmonik bei deutlich erhaltenem Gesamtthema; durch Motivenlnahme für neue Abschnitte. So entsteht ein Reichtum an Gegensätzen, gegen welche die Veränderungen früherer Variationsreihen eintönig und arrn an Kontrasten ersche,inen,2) Sucht man innerhalb der vier Sätze einer Suite nach dem Ausgangsthema des Schöpfers, so scheiden nach den Grundsätzen des 16. und 17. Jahrhunderls3) die Tänze mit ungeradem Takt {Intrada, Galliarda) aus. Es bleiben Padouan und Danlz, von denen wieder die erstere wegen ihres komplizierteren Baues nicht in Betracht kommt. Der Danlz dagegen erscheint wegen seiner liedmäl}igen Einfachheit als Ausgangsthema gut geeignet und auch in unserem Notenbeispiel ist die Verwandlung desselben zu den drei anderen Tänzen unschwer zu erkennen. Betrachtet man die Tänze der Reihe nach, so wird eine wundervolle Verknüpfung bei reichen Gegensätzen sichtbar. Voran steht die gemessene, reich gebaute Padouan im Viererlakt. Die Melodie ist oft bis zur Unkenntlichkeit mit Verzierungen und Passagen verschnörkelt. Belebte Stimmführung, Nachahmungen, kunstvolle Harmonik schaffen ein Gebilde, das schon durch fortwährenden rhythmischen Wechsel den eigentlichen Tanzcharakter ausschlief}!. Die Padouan rückt dadurch von den übrigen lanzbaren Sätzen der Suiten ab und wird zu einer Art Vorspiel von ernstem, feierlichem Charakter. Nur einige beschwingte • lustige Padouanen" sind in dem Werk von 1611 enthalten. Die eigentliche Tanzreihe eröffnet die Intrada im Tripletakl mit schlichtem Bau, gleichmäl}iger Rhythmik, einfachem Salz Note gegen Note. Die Intrada ist auch sonst gern „ein praeambulum" und allerdings auch ein „final, dessen sich die Trompeter zu Anfang bedienen . .. und auch zum final gebrauchen", wie es bei Praelorius4) heil}I. Der unkomplizierten Intrada schlief}! sich der Danlz im Viererlakt an, der volksmäl}ig ist, schlicht in der Melodik, einfach in Periodenbau und Harmonik, ohne alle Stimmführungskünste, mit oft stereo,typer Rhythmik. Bei anderen Meistern entspricht Peuerls Danlz häufig die Allemande, von Praelorius bezeichnenderweise als „ein deutsch Liedlein oder Tänzlein" charakterisiert. Den Schlul} der Suite bildet dann jedesmal ein schwerfälligerer Tanz im Dreiertakt, die Galliarda. Der Salz ist oft ernst und gravitätisch und strebt ähnlich der Padouan nach reicherer Struktur, auch er ist nicht mehr ganz reiner Tanzsalz, häufige Passagen gegen Ende der Galliarda rufen die Erinnerung an die Padouan und wirken so mit, den Zusammenhang der Suite zu schliel}en. Der Aufbau des Ganzen beruht also auf zwei Tanzpaaren, deren komplizierteres das einfachere umschliel}t. Die Sätze des inneren Paares sind vertauscht (Dreiertakt vor Viererlakl), so dal} in der Suite zweimal gerader und ungerader 1 ) Guido Adler, Musik in Österreich im 16. Band der Studien zur Musikwissenschaft Wien 1929, S. 13. 2 ) Friedrich Blum e, Studien zur Vorgesd,ichte der Orchestersuite im 15. und 16, Jahrhundert in Band 1 der Berliner Beiträge zur Musikwissenschaft Leipzig 1925 und Haussmanns Variationen der fünfstimmigen Passamezza von 1604 in den Denkmälern der Tonkunst, Erste Folge, Band XVI, S. 141 ff. 3 } Geiringer a. a. 0 . S. 49. 4 ) Syntagma Musicum, Band 3. 20
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