73. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1955/56

Klöstern die Bauten in schlechtestem Zustand, die Finanzen völlig zerrüttet, die Konventualen nicht mehr glaubenstreu waren; da~ Wilhering zeitweise keinen Abt hatte und von Engelszell aus administriert wurde. Der-Gottesdienst wurde, wie es hei~i, .übel verrichtet", das Abendmahl in beiden Gestalten erteilt.') Einmal wird das Kloster in die Berichtsstatistik eingereiht mit „5 Conventuales, 3 Concubinae, 1 Uxor, 4 Filii, 29 Weindreilinge (870 Eimer), 2160 Pf. alles und 3780 Pf. neues Einkommen" ;2) einmal scheint es mit 3 Brüdern, 1 Novizen, zwei fremden Brüdern auf.3) Eine Kommission findet eine Anzahl protestantischer Schriften, darunter eine Lutherbibel.4) Wenn auch unter dem energischen Abt Alexande-r a Lacu {1587-1600) das Stift wie eine katholische Insel in der protestantischen Hochflut scheinen mochte,5) so ist nach seinem Weggang bald wieder alles beim Allen, ganz entsprechend der Atempause, die dem österreichischen Protestantismus zu Beginn des 17. Jahrhunderts vergönnt war. DafJ die 1000 Rheinischen Gulden für die Orgel in die Tasche eines Protestanten flossen, dürfte daher weder Abt noch Confratres in einen Gewissenskonflikt gestürzt haben. Sie lie~en sich trotz Glaubenskampf und Schuldenlast das neue, wohlklingende Werk von dem Steyrer Protestanten bauen. Die Orgel unseres Meisters ist nicht erhalten. 1736 brannten Kloster und Kirche in Wilhering bis auf die Grundmauern nieder, mit ihnen auch Peuerls Werk. ') Stülz S. 121, Eder S. 190. 1) Hager, E.: nZur Geschichte der oö. Stifte im Zeitalter der Reformation", LMB. Band LXXVIII 1920. - Eder S. 92, 94, 97 ff und 123. ') Eder S. 125. ' ) Mayr M., Cardinal Commendones Kloster- und Kirchenvisitation von 1569 in den Diözesen Passau und Salzburg, STMBO. Bd. XIV (1893), S. 385 ff. ') Vgl. Eder, S. 307. 1596 findet auf Befehl des Klosterrates, der die Rührigkeit Alexanders a lacu mit Mi~trauen beobachtete, eine Visitation statt, die den Zustand des Klosters in geistlid,er Hinsicht für gut erklärt; 1S98 logiert ein nach Polen reisender Kardinal in Wilhering, da ihm in Linz zuviel Ketzer sind, 18

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