könne er - so gern er es auch täte - nicht mehr länger seine Bille um Bestallung '(offizielle Einsetzung in sein Ami auf vertraglicher Basis) zurückhalten " ... dabei ich verbleiben, auch nollurfle Unllerhaltung haben und was meine Verrichtung sei, wissen kann". Er will also Bescheid über seine fixe Anstellung, seine Rechte und Pflichten, was verständlich ist. Um sicher zu gehen, da~ seine Bille gehört werde, richtete er gleichzeitig auch an den Bürgermeister ein Gesuch, in dem er daran erinnert, da~ die Schulpersonen ihre Bestallung bekämen und so auch er darum bille. Eine „Khundschafl" seines Verhaltens in seinem vorhergehenden Dienst, die bei seiner Ankunft in Steyr verlangt worden sei, lege er dem Brief bei. Leider ist diese unter den Akten nicht erhalten geblieben. Sein Gesuch blieb erfolglos und so wendet er sich in einem zweiten Gesuch, das ebenfalls undatiert ist, erneut an den Bürgermeister Maiheus Jahn. " .. . Sie wölln mir nit für übl haben, da~ ich Sie so ofll behölligen lhue, welches ich doch, Goll wei~, gern underlassen wolle, da mich die gro~e Nolh nit darzu belzwingen lhel ..., wöllen meiner nit vergessen ..."1) Diese Billen unter Hinweis auf die gro~e Notlage kennen wir aus den Akten vorhergegangener und späterer Jahre zur Genüge und es lief}en sich hier zahlreiche Beispiele einreihen, die ein Licht auf die Beso,ldungsverhältnisse der damaligen Zeit werfen. Mit wieviel Freude waren sie alle in Steyr begrüfJt worden, Prediger, Rektoren, Schulgehilfen, Kantor und Organist und nun beiteilen sie um ihren Sold. Die Billschriflen des Rektors Brunner (1563-1569) geben ein beredtes Zeugnis davon: Schlechte Besoldung, mangelhafter Zusland der Schule, Schüler, die sich von Haus zu Haus durchbetteln mu~len.2) Brunner wollte damals weg von Steyr, der Ral lie~ ihn nicht gehen, versprach Besserung, doch rissen die Klagen nicht ab, die Nachfolger setzten sie fort. Als Peuerl 1611 seine „Newe Padouane" bei Wagenmann in Nürnberg drukken lie~, nannte er sich darauf „bestellten Organisten bey der Evangelischen Kirchen zu Sleyer". 1613 lie~ er auf seinen, ebenfalls bei Wagenmann herausgegebenen „Weltspiegel" drucken: .,Der löblichen Stadt Sleyer ... bestellten Organisten". Es mag sein, da~ die Änderung der Bezeichnung auf die Verschärfung der Lage im Glaubenskampf zurückzuführen ist, es kann aber auch sein, da~ sie eine Berichtigung darstellt, denn bestallt wurden ja sowohl die Angehörigen der protestantischen Kirche als auch de,r Lateinschule vom Magistrat und waren so „der löblichen Stadt Stadt Steyr bestellte ...• Eine Abrechnung über Peuerls Bezüge ergibt, da~ er 1610-1612 folgende Beträge, eine Art unregelmä~iger Ratenzahlung, erhielt :3) 1610: 40 fl, 20 fl = 60 II; 1611: 15 II, 10 II, 2511, 25 fl = 75 fl; 1612: 50 II, 25 fl, 25 fl, 25 II und 18 II für den Hauszins = 143 II. Das ergibt eine Summe von 278 II für die ge • nannten drei Jahre und einen jährlichen Durchschnitt von etwa 93 fi. Tydeus halle jährlich 160 fl, Weichselberger 290 II; sie mu~len jedoch davon ihre Unterbeamten bezahlen. Peuerls Vorgänger halle in den ersten Jahren nach 1600 aus dem Pfarrkircheneinkommen 40 II, dann 70 II jährlich, dazu noch 4 II für einen etwaigen Kalkanten bezogen. Peuerl bekam mehr und doch war es zu wenig; sein Gesuch spricht von Not und die Lieder seines „Wellspiegels" almen Traurigkeit, ja Pessimismus. Im Februar 1614 erhielt Peuerl endlich seine ersehnte Bestallung, deren Wortlaut im Konzept erhalten ist: ,,Ge~orsambe Relation der Verordneten gemainer Sial Steyr evan1) Stadtarchiv Steyr. 2 ) Pegaeus an den Rat der Stadt Steyr am 4. XI. 1567. Schulakten im Stadtarchiv. Ratsprotokolle 1570, S. 178, S. 73. 3 ) Rechnungsauszug über die Besoldung der evangelischen Schul- und Kirc:henbeamlen 1610 bis 1612. Steyrer Stadtarchiv. 14
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