73. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1955/56

in der kalten Zeil übersiedeln müf}ten. Er hofft auf das in der Bestallung verinbarte Zimmer, das er zugewiesen bekommen sollte. Aus dem Brief geht hervor, daf} Peuerl ehrlich besorgt ist, sein Herr könnie den Rat von Steyr durch die Beschwerde .all} wann sie ihme seine Leuth abwendtig macheten" so verärgern, daf} sie auf den Homer Organisten verzichten würden. Er beteuert, daf} Herr von Puchheim aus seiner Supplication genau entnehmen könne, daf} er, Peuerl, .selbst umb den Dienst geraist• sei. Aus jedem Wort spricht der Wunsch, von Horn wegzukommen und daf} kein noch so lokk ndes Versprechen Horns ihn hallen könne. Dieses Bemühen wird umso versliindlichet, wenn man anderen Quellen entnimmt, daf} Horn zu dieser Zeit inem Feldlager glich, daf} seit dem protestantischen Landtag der Stände EinC'JU!lrlierungen die Bürger bedrängten und ein Katholik klagend an den Abt d s Stiftes Altenburg schrieb') • ... und stecken dahero die Unterthanen in rof}fJ Furcht und Drangsal . ..• Für Peuerl, den Organisten, und Tydeus, den Schulmann, gab es nur eine Porole: Auf, nach Steyr! Dem Rat der Stadt Steyr versichert Peuerl, als er am 26. 8. 16092) den Brief vom 2~. 8. beantwortet, dar, er, wie besprochen, zum Jahresende nach Steyr kommen wolle, ja, daf} er schon früher käme, wenn es ihm möglich wäre. Sollte ihm das nicht gelingen, so hoffe er, die Sleyrer würden ihn .guetwillig erwarllen". Daf} auch die Stadt das Ihre tun wollte, die beiden Homer nach Steyr zu bringen, erfahren wir aus einem Brief der Stadl an Tydeus vom 28. 9. 1609.3) Diesem wird angeboten, er und Peuerl sollten ihre Sachen nach Krems bringen, von wo sie der Kassier der Eisenhandelsgesellschaft auf seinem Schiff nach Steyr befördern würde. Auch ihre Familien sollten sie beizeiten nach Steyr schicken - Peuerl möge darüber bald Nachricht geben. Wie und wann dio Obersiedlung sfaffland, wissen wir nicht, doch wenn es auch noch einige Dispute hin und her gegeben haben wird, nach Steyr kamen beide und das nächste, das wir von Peuerl hören, hören wir von ihm als dem Staf-Organislen Paulsen Peyrl.4) So halle er also nach achtjähriger Dienstzeit (1602-1609) Horn verlassen und war mit Frau und Kindern nach Steyr übersiedeli·.5 ) . Als Wirkungskreis kam für den Organisten der Evangelischen Kirche damals nur die Schulkirche im ehemaligen Dominikanerklosler in Frage. Die Pfarrkirche war 1598 nach der Vertreibung der Protestanten wieder katholisch geworden. Die Schlüssel der Spilalkirche halle seif 1600 der Abt von Garsten in Verwahrung und die Bruderhauskirche in der Vorstadt (Sfeyrdorf) lag doch schon zu wei; abse-ils, um noch in Betracht zu kommen. In der Schulkirche war seif 15596 ) der evangelische Gottesdienst gehalten worden und 1608 zog Valentin Lang als erster lutherischer Prediger wieder in sie ein. Die Sorge für Orgel und Kirchenmusik wurde nun Peuerl übertragen. Das nächste, was wir von ihm hören, berichtet ein undatiertes Gesuch, das er nach einjähriger probeweiser Dienstzeit an den Ral der Stadt Steyr richtet, das also aus dem Jahre 1610 stammt. Peuerl spricht darin von der Gewissenhaftigkeit, mit der er seinen Dienst verrichtet, daf} wichtige Dinge aber bisher seine Bestätigung in diesem Dienst verhindert hätten, was er mehr und mehr als Schaden empfinde. Nun ') David Waidhofer an Abt Thomas von Altenburg. Geiringer S. 37. ') Steyrer Stadtarchiv. 1) Steyrer Stadtarchiv. ') 27. 2. 1614 Bestallungsschlu~ P. Peurls, ebenso Bestellung des Jakob Tydaco zum Lehrer. Nr. 29, Kasten XI, Lade 36. 5 ) Wir nehmen an, dafJ er etwa 30 bis 35 Jahre alt war, somit wäre er ungefähr um 1590 geborerT; genaue Daten fehlen. 6 ) Preuenhuber S. 273. 13

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