PAVL PEVERL IN STEYR Peuerl, Peuerll, Beuerl, Bäwerl (Titelblatt der .Neuen Padouanen"), Peurl, Peyerl, Payerl, die verschiedensten Schreibweisen dieses Namens finden wir, doch ganz ohne Zweifel handelt es sich stets um den Organisten und Orgelmacher aus Horn, der mit dem Steyrer Bürgecrmeister M. Jahn zu einer mündlichen Aussprache in Krems zusammengekommen war, um über eine Anstellung in Steyr zu verhandeln.') Der Gedanke, von Horn nach Steyr zu übersiedeln, scheint Peuerl von Anfang an sympathisch gewesen zu sein. Steyr war eine freie Stadt, von keiner Adelsfamilie beherrscht, und bot einem künstlerisch ambitionierten Mann ein weites Betätigungsfeld. Horn dagegen halle in Reinhard von Puchheim einen strengen Stadtherrn, dem es gefiel, seine Untertanen zu .examinieren und zu tummeln" .2) Auch Peuerl war ein Untertan Puchheims und er mu~te hart kämpfen, um von ihm loszukommen. Am 22. August 1609 erging die offizielle Anfrage der Stadt Steyr an Peuerl, ob er von Horn freikomme und wann er seinen Dienst in Steyr würde antreten können.3) Gleichzeitig geht auch an Konrektor Tydeus (Horn) ein Schreiben, der Rat hoffe, Tydeus würde bald nach Steyr kommen. Am Schlu~ des Schre-ibens hei~t es von Peuerl, da~ auch dieser .mit Verlangen" erwarte.! werde. In Horn aber stritt sich Peuerl mit dem Stadtherrn herum. Ein langer Brief an seinen Steyrer Gönner lsac Spannesberger vom 24. 8. St. Barthelmy 1609 zeigt diesem seine Nöte an. Herr von Puchheim wolle ihn auf gar keinen Fall vor Jahresfrist freigeben. Er brauche ihn jetzt dringender als je zuvor, da er eine Orgel kaufen wolle und wisse, da~ er, Peuerl, .damit umbgehen khunde", auch sei er zornig, weil ihm der Rektor der Schule gesagt habe, da~ Peuerl und noch jemand daran schuld seien, da~ Tydeus nach Steyr berufen wurde. Da~ Tydeus sowieso resignieren und von Horn wegwolle, helfe ihm gar nichts. Puchheim habe gedroht, er wolle dem Rat von Steyr schreiben, da~ er Peuerl wieder „abkhünde", also die Berufung zurückzöge. Nun habe er '(Peuerl) erneut seinen Dienst für das Jahresende gekündigt und damit wiederum den Zorn seines Herrn geweckt, der die Steyrer bereden wolle, ihn nicht aufzunehmen. So wenig Verständnis finde er bei seinem Herrn, dem er acht Jahre treu gedient. Herr von Puchheim wolle ihn bei der Landschaft unterbringen - dafür habe er aber gedankt. Nachdem Peuerl so all seinen Kummer seinem Steyrer Freund und Gönner unterbreitet hat, schlie~I er daran seine Billen: 1. für ihn ein gutes Wort bei Bürgermeister und Rat der Stadt Steyr einzulegen, diesen von seiner Not zu erzählen, damit sie sich durch keine Nachrichten aus Horn abhalten lie~en, ihm die Stelle in Steyr zu geben; 2. aber bitte.! er Spannesberger, seine Frau mit den Kindern sobald als möglich nach Steyr bringen zu dürfen, damit sie nicht 1) Stadtarchiv Steyr. Ein Abdruck aller Peuerl betreffenden Schrillslücke des Sleyrer Stadtarchivs ist bei K. Geiringer, Studien zur Musikwissenschaft, Beihefte der. Denkmäler dar Tonkunst in Osterreich, 16. Bd., Wien 1929, zu finden. 2 ) Karl Liebleitner, Die Entwicklung der Stadt Horn vom Ausgange des Mittelalters bis zum Weltkrieg. 48. Jahresbericht des nö. L. R. u. 0. Realgymnasiums in Horn, Horn 1920. -- P. F. Endl: Die Stadl Horn um das Jahr 1600. Stift Altenburg bei Horn, 1902. ') Konzept im Steyrer Stadtarchiv. 12
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