treten (kein Kalkant) und die Besoldung reiche nicht aus; besonders arg sei es d swegen, weil der •Turnher" (Stadttürmer) ihn immer mehr bei Verlobungen, Gastmählern und Hochzeiten verdränge, auf denen stets der Organist für Musik g sorgi habe.1) Diese Stellung des Türmers war nicht nur in Steyr von Bedeutung. In der Anstellungsurkunde des Homer „Thurnermeisters" Urban Albrecht von 15982) 1 sen wir, da~ der Türmer an hohen Festtagen, an Sonn- und Feiertagen, beim Gottesdienst und bei vornehmen Hochzeiten, wenn in der Kirche musiziert w rde, .. ... selb Vierter zur Music blasen und treulich Beistand leisten soll, ... Brauche ihn einer der hiesigen Bürger mit der Music, so soll er besonders di gering Vermögenen unbeschwärl hallen, ... auf Begern des Ludi-Recloris II Samstag in Schuel khum, unnd die unbekannten Stuckh oder Gesang, so der Khirchen gesungen werden, übersingen und probirn hellen .. ." Einern schällstüchtigen Türmer eröffnete eine sold,e Erlaubnis allerhand Möglidiiten und der Organist konnte leicht ins Hintertreffen geraten, wie die Klage ~ Sleyrer Organisten zeigt. Der Rat versprach damals seine Hilfe,3) gab 10 II (Gulden) Gehaltsaufbesserung, stellte einen Bälgetreter ein und verspradi, den rürmer auf seinen Platz zu verweisen. Er konnte es sich aber nicht versagen hinzuzufügen, da~ auch er zu klagen habe, da~ der Organist oft abwesend sei, „der Orgel nachlessig auswarth", und er drohte, falls der Organist sich nicht bessere, würden ihm die Stadtväter nicht nur die Aufbesserung wegnehmen, sondern auch den Normallohn kürzen. Im Juni 1608 gab es wieder diesbezüglid,e Bemerkungen in den Ratsprotokollen. Der Umschwung im August und die allgemeine Umgruppierung der Ämterbesetzung mag eine ganz willkommene Gelegenheit gewesen sein, sich auch um einen neuen Organisten umzusehen. Sei es nun, da~ Horn und seine Schule sowieso im Blickfeld der Steyrer lagen, sei es, da~ Tydeus erst das Interesse für Horn weckte, auf jeden Fall gelang es dem .Schul-Collega" Spanesperger, den Organisten Paul Peuerl von Horn dem Magistrat als Organisten für Steyr begehrenswert erscheinen zu lassen. Dieser lsac Spanesperger spielt bei Peuerls Obersiedlung nach Steyr eine gro~e Rolle und wird von ihm als sein Gönner bezeichnet. Er war bis 1601 als „Schul-Collega" unter dem Rektorat Matthias Anomaeus an der Evangelischen Landschaftsschule in Linz tätig gewesen,•) 1608, wiederum als „Schul-Collega" nach Steyr gekommen. Einer seiner Schüler, Hans Gottfried Freiherr von Clam (1598-1673) nennt ihn in seiner Familiendironik einen .gelahrten Mann", der neben seinem Lehrberuf „dabei gleichwohl Eisennägel und Messer, auch Sensen neben seinem Consorten Colmann gehandelt" habe.5) So nennt ihn Peuerl mit Recht in der Adresse seines Briefes .Herrn lsac Spannesberger, Burger und Handelsmann zu Steyer, mein gro~günstigen Herrn und Befürderer" - und bei dieser Vorstellung wollen wir bleiben. ') Lindner S. 189: •... consuetum fuerat, ut turn demum tubicines urbis in turri Styrensi, peractis ef finitis divinis offiziis in ipsa parocchiali ecclesia, diebus festivis more sol'ito ') Endt S. 43. ') Ratsprotokolle 2. 1. 1608. ') Cod. Chart. Xl/594 fol 98 der Stiftsbibliothek St. Florian. 5 ) Vgl. dazu Ph . Blittersdorf: Was eine alte oberösterreichische Familienchronik erzählt. Heimatgaue Jhg. 18 (1937), S. 155. 11
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