71. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1953/54
WIEN-FAHRT DER 7b Zwischen dem 10. und 17. Mai 1954 nahmen die Mädchen der- 7. Klasse unter der Führung ihres Klassenvorstandes, Prof. Dr. Hans. Deringer, an dem vom Theater der Jugend veranstalteten Wien- Besuch Jugendli'cher aus den Bundesländern teil. Die Fahrt wurde zu einem Ereignis, denn die meisten waren noch niemals in der Bundeshauptstadt gewesen. Umso verständliche1· ist es, daß der Zauber der Großs tadt die jungen Menschen erfaßt hatte. Mit großer Liebe und viel Sorgfalt war das Programm von den Veranstaltern zusammengestellt worden: außer den offiziellen Empfängen beim Bürgermeister der Stadt Wien, beim Bundesmini- ster für Unterricht, beim Präsidenten dies Nation:alrates und beim Bundespräsidenten waren Führungen durch Wiener Kunstsammlun- gen, Prachtbauten und sonstige Sehenswürdigkeiten sowie Theater- vorstellungen vorgesehen. Letztere bildeten si cherlich den Höhe- punkt und hinterließen bei d'er Jugend entscheidende Eindrücke. Das Volksschauspiel von „Doktor Faust" im Schönbrunner- Schloßtheater am ersten Abend, von jungen Schauspielern des Rein-• hardtseminars mit Hingebung und Freud'e an der Sache gespielt, vermochte die Jugend mitzureißen. Die folgenden Aufführungen, s o „Der Kai,ser von Amerika" des. großen irischen Spötters Bernhard Shaw mit seinen geistreichen Pointen, vom Burgtheaterensemble hervorragend dargeboten, Goethes. ,,Iphigenie in Tauris" von Mitgliedern desselben Theaters mit voll- endeter Sprechkunst vorgetragen, sowie als Höhepunkt „Wilhelm Tell" von Friedrich Schiller in der neuen glanzvollen, lebensprühen- den Inszenierung des Burgtheaters vermochten Begeisterung her- vorzurufen, Freude zu steigern und das Verlangen zu wecken, öfter Schauspiele von S-Olch künstlerischem Niveau zu sehen. Mit zwei Opernaufführungen in besonderer Besetzung, ,,Der Waffenschmied" von Lortzing und „Der Troubadoor" von Verdi, fanden musikalisch- dramatische Werke ein aufnahmebereites Publikum. Jede Oper war ein Erlebnis für sich . Die Stadt Wien hatte den Wienbesuchern eine große Freude be- reitet: ihr Beitrag war die Einladung zur Fahrt mit städtischen Autobussen auf den Kahlen- bzw. Leopoldsberg an einem Nachmittag_ 66 ,,Gemütlich brummend winden s ich zwei große Autobusse clie ge- pflegte Asphaltstraße hinan , die zu beiden Seiten von frisch- belaubten, h ellgrünen Laubbäumen eingesäumt ist. Nur a!b und zu lichtet s ich plötzlich die dichte, grüne Mauer neben uns und läßt uns einen Zipfel von Wien bzw. linker Hand von dem ganz rei- zenden Klosterneuburg erhaschen. Die Frühlingssonne lacht freundlich vom Himmel - d!as erstemal ,vi.eder nach langen, trü- ben Wochen. Auch sie freut sich mit den jungen, fröhlichen, Leu- ten in den Autobussen an dem schönen Fleckchen Erd'e, das sich h eute für seine Gäste besonders herausgeputzt zu haben sch eint. Denn a ls die wuchtigen Fahrzeuge endlich die Höhe des Leopold's- berges erklommen und s'ich ihrer munteren, laut plappernden Last entledigt hatten, hört man die Mädchen laute ,Ah!'- und ,Oh!'-
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