71. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1953/54

ZUR AUFFüHRUNG DES DRAMAS ,,B E C, V M S O M R V" VON FRIEDRICH HALM Im Vor jahr meldete eine Zeitungsnotiz: Die Nachkommen de2 indischen Fürsten Radscha Somru, in Deutschland lebend, hätten di~ englisdhe Krone auf die Fortzahlung eines seilit mehr als hundert Jahren ausbezaJ1lten Jahrgeld!es geklagt. Der Ausgang des Prozesses sei ungew.iß . Im Kriegslärm unserer bewegten Zeit, im Schall großer Worte und im Schwall nie endender Konferenzen blieb jene Notiz fast un- bemerkt. Nicht zu Recht. vVirft s ie doch ein .großes Strei,fücht auf eine w irtschaftspofitische Organisation von weltweiten Ausmaßen: auf die einst .so ruhmreiche Osti.I1Jd'ische Handelskompa:tüe. Die histo- rischen Folgen des Wirkens dieser in der Wirtschaftsgeschichte ein- zigartigen Körperschaft, durch anderthalb Jahr'hund'erte Quelle des vVohlstandes im englischen Weltreich, fanden nämHch erst mit dem Ende des zweiten vVeltkrieges ihren von den Politikern der Gegen- seite längst vorhergesagten Abschluß. Ihr Z'iel war die Al]sbeutun.g der seit dem Altertum als unermeßlich geltenden. Reichtümer Indiens. Indien - seit 15. August 1947 Dom'inion innerhalb dler britischen Völkerfamilie, Republik und aufstrebendes, modernes Staatswesen - mußte einen weiten und leidvollen. Weg zurücklegen, um dlieses Ziel zu erreichen. Und d'ie Meüensteine auf diesem Weg? Ostindische Handel:skompan.ie, schon 1600 in London gegründet; me führenden Männer: Lord Clive, Warren Hasti!ngs; bluti,ge Unterdlrückm1,g des Sepoyaufstan.d'es durch die Truppen der Kompanie, Übernahme der Verwaltung durch den eng11s'ch en Staat, Kaiserreich, Gand!his jahr- zehnltelanger Feldzug des gewaltlosen Wid!erisitandes gegen die eng- lische Herrschaft und sch1ließl:1ch das N1iederholen der englischen Fahne in Delhi am 15. August 1947: Weldhe Ströme von Blut, welche Berge von Leiid', aber auch we1che kolonisatorischen Lei<stungen ver- bergen sich hinter diesen Worten. Kurz die Situation am Beginn der Eroberung Indiens. 1782: Eng- lands erstes Kolonialreiich in Nor-cJiamerika Hegt im Sterben, das zweite tst bereits im Werdlen. Die weltumspannende Ause inander- setzw1g zwischen England und Frankreich im .siebenjährigen Krieg ist 1763 zu Ende gegangen; Fr,iedrich der Große, Englands Degen at1f dem europäi'schen Kontinent, in jedem Jahr des Krieges rei'ch- lich subventioniert von Englands ParlameI11t, um Frank.reich i..11 Europa zu binden, hat seine Aufgabe erfüllt. Das Kriegsende sieht Eng}and im Besitz dier französischen Ko lonie Kanada, das den Grund- stein für Englands zweites Kolonialreic h bildet, zwanzhg Jahre bevor da:s erste mit der Unabhängiigkeit der Vereinigten Staaten zu Grabe getragen w:ilrd. Zur gleichen Zeht kämpft Lord Clive im. Indien als er,ster bedeutender Gouverneur der ostindlischen Handelskompanie gegen Inder und Franzosen, unterwirft Ben galen, die reLchste Pro- vinz, läßt d!ie Gewinne der Londoner Aktionäre in die Höhe schnel- len, kehrt nach England zurück, muß si'ch wegen Bestechlichkeit und anderer Delikte vor dem Parlament verantworten, ergibt sich

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