70. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1952/53

Silbergehalt erschien. Dieser Silberdenar hielt sich etwa 100 Jahre bis auf Theodosius. Gerechnet hat man nach Denaren noch lange, als längst die Siliqua bei Römern und Germanen herrschte. Diese war eine bessere Scheidemünze aus Silber, sicher seit der Mitte des 4. Jahrhunderts, sie wechselte stark an Gewicht und Stärke, oft vrar sie papierdünn. Doch blieb sie in Umlauf und wurde von den Ger manenstaaten auf Römerboden nachgeprägt. Im 5. und 6. Jahr hundert war sie die Hauptsilbermünze des Abendlandes. Nur Kaiser seilten seit Augustus Edelmetall prägen und meist hielt man sich daran. Nachdem Odoaker den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte, blieb den nunmehr einzigen Kaisern in Ost rom wenigstens das Alleinrecht zur Goldprägung unbestritten; so weit respektierten selbst große Germanenfürsten den kaiserlichen Namen. Die Prägung von Kupfermünzen überließ Augustus dem Senat: sie war auch Provinzstädten gestattet, bis Aurelian (270—275) Se nat und Provinzen dieses Recht nahm, dafür aber im ganzen Reich kaiserliche Münzstätten errichtete. Richtige Kupfermünzen wurden zu seiner Zeit freilich fast gar nicht mehr geprägt. Sie waren aus der guten Kaiserzeit des 1. und 2. Jahrhunderts noch massenhaft in Um lauf in der Form von großen gelben Sesterzen (bis ca. 30 g) und Dupondien (bis 13,5 g und etwa so groß wie ein Schilling) aus einer messingartigen Legierung von Kupfer und Galmei sowie als rote A.sse, an Größe und Gewicht dem gelben Dupondius nahe, doch aus reine.m Kupfer, das weniger galt als die gelbe Legierung. 2 Asse kamen im Wert einem Dupondius, 2 Dupondien einem Sesterz gleich, 4 Sesterze machten einen guten alten Denar, 25 Denare einen Aureus. Die Kupfermünzen wurden von Fälschern oft mit einem Eisen oder Bleikern „gefüttert". Darum schätzten die Germanen zur Zeit des Tacitus besonders eingesägte Kupferstücke, wie sie Rom vor Caesar einmal hergestellt hatte, bei denen die Güte des Münzkernes sichtbar war. Diokletian und. Konstantin führten als neue Kupfer münze mit etwas Silber den Follis ein (mit 3, dann 2 cm Durch messer). Er wurde im Wert 5 Denaren oder 20 Sesterzen gleich gesetzt. Die letzteren kamen nicht mehr neu heraus, sondern exi stierten nur noch aus alter Zelt. Der Name Follis bedeutet Beutel oder eine bestimmte Summe kleiner Münzen in einem Beutel. Da neben gab es noch verschiedene Kupferstücke (z. B. Centenionales). Sie wechselten nach Konstantin sehr stark und sanken immer mehr herab. Alle römischen Münzen zeigen im 3. Jahrhundert n. Chr. einen unerhörten Verfall. Die Goldstücke wurden nur mehr gewogen, sodaß der Zweck der Prägung verschwand. Die Silbermünzen wurden fast zu Kupferstücken vom halben Gewicht eines früheren Kupferas, sie wurden so massenhaft geprägt, daß sie fast nichts mehr galten! Häufig weigerten sich Wechsler und Bankleute, neugeprägtes kaiser liches Geld anzunehmen.-) Viel mehr galten noch alte Münzen, be sonders die schönen gelben Sesterzen und Dupondien des 1. und 2. Jahrhunderts. Sie wurden mehr und mehr gehortet und vergraben. Das Geld war entwertet, die Preise für den täglichen Bedarf stiegen. Ende des 3. Jahrhunderts zahlte man in Ägypten nach Ausweis der Papyri für Weizen den lO.OOOfachen Preis vom Anfang des Jahrhunderts.ä) Je tiefer jedesmal die massenhaften neuen Kaisermünzen 43

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