70. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1952/53

für das Volk unsichtbar hinter der Erhabenheit seines Amtes. Ein neues Verhältnis zu den Aufgaben der Kunst ist da; Der Mensch wendet sich von der Natur und von der Persönlichkeit des einzelnen auf lange ab. Zeitweise rast Ostrom im Bildersturm! Die neuen Bil der aber sind auch dem Empfinden der Germanen näher, die täglich mehr das Römerreich durchsetzen. Denn in jahrtausendlanger Kunst übung hatten die Nordvölker ornamentale Formen und Sinn-Zeichen geschaffen, nicht die individuelle Erscheinung zu fassen gesucht. Nun begegneten sich die neue feierliche Symbolkunst der Antike und die ornamentale Fähigkeit der Germanen zu künftiger.frucht barer Vereinigung. Das römische Münzwesen hebt unter Caesar mit einer großen Neuerung an. Die Republik hatte Kupfer- und Siltaergeld gehabt. Caesar ließ seit 46 v. Chr. in Rom Goldmünzen prägen. Die neue Goldmünze wurde in der Folge Aureus genannt; sie war etwas grö ßer als unser Zweigroschenstück und hielt sich mit hohem Fein gehalt an Gold mehr als 200 Jahre. Nur im Gewicht sank der Aureus seit Nero von über 8 auf 6,5 Gramm. In der ersten Zeit wurden sehr viele Goldmünzen geprägt. So enthält ein riesiger Münzfund in der Poebene 80.000 Aurei allein aus den Jahren 46—38 v. Chr. Im Be reich des einstigen Lauriacum wurden wenig Goldstücke gefunden. Die Aurei waren ja n,icht eigentlich das massenhafte Handelsgeld. Zudem sind Festung und Stadt hier entstanden, als das Reich in die Krise geriet, als die Goldprägung verfiel und die Staatsverwaltung bankrott wurde. Schwere .soziale Kämpfe, ständiger Wechsel der Kaiser, dauernde Kämpfe mit Germanen und Parthern zerrütteten die Wirtschaft im 3. Jahrhundert n. Chr. völlig. Die Kaiser, in stän diger Geldnot, gaben immer neue und stets schlechtere Münzen her aus. Die Aurei schwankten nach Caracalla (211—217) im Gewicht so stark, daß man sie im Zahlungsverkehr wog wie Goldbarren. Nicht einmal Diokletian (284—305) brachte Ordnung in das Chaos der Münzen. Erst der große Konstantin (306—337) vermochte seinem neuen Goldstück, dem Solidus, allgemeine Anerkennung und Ver trauen auf Dauer zu schaffen. Diese Münze, wieder etwa so groß \vie unser Zweigroschenstück, wieder von hohem Feingehalt, doch nur mehr 4,5 g schwer, blieb bis in die Zeit Karls d. Gr. die Münze des Abendlandes. Stets wurde sie in gleicher Güte herausgebracht, Gewicht und Feingehalt wurden in größeren Städten bei Beanstan dung von eigenen Beamten überprüft. Aber der Staat hielt beim Prägen immer 1 % des Goldes als Schlagsatz zurück, sodaß 72 Solidi noch kein ganzes römisches Pfund ausmachten, wie sie nach Kon stantins Festsetzung sollten. Vom Steuerzahler verlangte aber das Finanzamt ein gewogenes Pfund Solidi! Die eigentliche Silbermünze der Kaiser war lange Zeit der Denar, in der Größe wie unsere Zwei- bis Zehngroschenstücke, etwas unter 4 g schwer. Schon seit Nero nahm der Silbergehalt und das Gewicht stufenweise ab. Caracalla ließ eine neue, etwas größere Silbermünze prägen, die man nach ihm Antoninian nennt. Diese wurde nach kurzer Zeit mit immer geringerem Silbergehalt herausgebracht. Man nennt diesen verschlechterten Antoninian den Bilion. Je schlechter diese Münzen waren, umso massenhafter kamen sie in Umlauf. Es herrschte richtige Inflation. Der Denar selbst wurde zeitweise gar iricht mehr geprägt, bis er unter Diokletian wieder mit gutem 4:2

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