70. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1952/53

auch nicht ungern vortragen hörend; der fünfte, wieder schmal,sanfte graue Augen hinter den Brillen, das Beste im Schüler suchend, viel leicht nicht immer das Beste aus ihm bekommend; der sechste, groß und schlank, sein Fach durch ein anderes zunächst verdeckend und auf diesem Wege zu ihm hinführend; dier siebente, wirklich klein, nicht nur sich, sondern auch seinen Gegenstand durch einen mäch tigen Bart mächtiger machend; der achte, groß und hager, tem peramentvoll und des guten Herzens voll, trotz schönsten Gemütes nicht immer mit dem Schüler auf das Gleiche kommend, der neunte, hochtalentiert, mit den Schülern gar nicht insi Reine kommend und daher trotz reichsten Fachwissens bald von ihnen abgezogen; der zehnte, klein und schmal, nur mehr undeutlich ist die Erinnerung an ihn; der elfte, groß und breit, ein gewaltiger Donnerer, Blitze schleudernd wie Zeus, in unserer Klasse ungefährhcher, weil er hier nur einen Nebengegenstand lehrte; der zwölfte, groß und stämmig, ein richtiger Mann nach Erscheinung und Gestalt, und ein Mann auch in der Erziehung. Die weiblichen Lehrkräfte, erst in den oberen Stufen uns gegeben; die eine breiter, die andere schmäler, beide von echtem Lehrergemüt durchpulst, die mit zarter Hand Anfassende mehr gebend als die, die mit fester Hand arbeiten wollte. Und die Schüler? Die waren zum Schluß gerhrger an der Zahl als der eben hergezählte Lehrkörper. Da war der eine, groß, breit wie ein Kasten schon in jenen Jahren; daß er sich später so aus schließlich dem Technischen zuwenden würde, war damals kaum zu erkennen, aber Motorradfahren und Fotografieren war schon früher seine Leidenschaft; neben ihm der zweite, der Kleine und Kleinste, immer auf sein Ziel los, hartnäckig, der Große hätte ihm etwas von seiner guten Art abgeben können; der dritte, wieder ein Kleiner, hat seine Merkmale recht eigentlich in der Stille und Zu rückgezogenheit gehabt, so hat man auch später nicht viel von ihm gehört; der vierte, äußerlich rauh, innerlich von verständnissuchen dem Herzen, hat dies auch viel später erst zu zeigen vermocht; der fünfte, aus einer nahen Landschaft kommend,einsilbig,geradlinig, ein Vorgenonunenes verfolgend, wagemutig bis zur Unbedingtheit; der sechste, hinter nicht höflichem, aber geradem Wort ein besonders freundschaftlich angelegtes Herz, bei aller Lustigkeit dabei und ebenso ernst in der Lebensführung; der siebente mit viel Talent ausgestattet, dabei früh sein Hauptsächliches erkennend," hinter seiner- Ironie -immer die Suche nach der Wahrheit; der achte, älter als wir, in manchem reifer, doch auch nicht ganz mit uns einge schmolzen, seinen eigenen Lebensweg auch w'eiterhin gehend; der neunte, blond und helläugig, ebenso hell im Kopfe, der ihn auf den der Schule folgenden Weg in gleicher Bändigung, eingeschlossen sein Spezialtalent, gehen läßt; der zehnte, blond und helläugig wie der neunte, die Aussage über ihn ist für den Schreiber schwierig. Und sieben von diesen zehn Schülern trafen sich im November 1951 zur fünfundzwanzigjährigen Maturafeier mit drei ehemaligen Lehrkräften — Direktor Dr. Schmaizer, Professor Dr. Dobrauz, Pro fessor Dr. Pawlik —, um die fünfundzwanzigjährige Erinnerung an die Reifeprüfung miteinander zu begehen. Besuch und Rundgang in der alten Schule, herzliches Zusammensein, Ausflug zu alten Stätten — und dann wieder dahin, die Berufe warteten auf sie alle, vorbei für die meisten wieder die alte Heimat, der gewonnene Leben.skrels verlangte wieder das Seine. 13

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