70. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1952/53

dem Reifezeugnis in der Hand verlassen. Sie wirken heute auf ver antwortungsvollen Posten in allen Zweigen der Wirtschaft, der Ver waltung und des öffentlichen Lebens,in der Heimat wie im Aus^nde, wenige Erdteile ausgenommen. Mehr als 250 Lehrer und Lehrerinnen haben an der Anstalt gewirkt und in ihrem Beruf ihre Lebensaufgabe erblickt und erfüllt. Die Spuren des großen Krieges, zumindest die äußeren, sind ausgelöscht, die Schule ist modern eingerichtet und das Schulgebäude steht heute dank der Einsicht und Großmut der Stadtgemeinde größer und schöner da als zuvor. Die Mittelschule in Steyr ist eine Schöpfung der Stadt und des Staates. Sie hat ihre Aufgabe jederzeit erfüllt und weist eine ruhmreiche Vergangenheit auf. Die Auseinandersetzung zwischen den Verfechtern der All gemeinbildung und der praktischen Ausbildung ist noch nicht zu Ende. Es ist kein wesentlicher Gegensatz. In einer einzigen Schultype wird man weder der einen noch der anderen Richtung ohne Verlängerung des Bildungsganges gerecht werden können. Beides erscheint notwendig: Theorie und Praxis, Allgemeinbildung und praktische Ausbildung. Sie dürfen sich nicht ausschließen. Aus dieser Erwägung ist die Existenz der Steyrer Mittelschule be rechtigt und ihr Bestand gesichert. Jede bleibende kulturelle Ein richtung ist das Werk von Generationen. Generationen vor 1863 ha ben keine Mühe und kein Opfer gescheut, bis ihr Ziel, die Gründung einer höheren Schule in Steyr, erreicht war. Generationen haben das Werk ausgebaut und vollendet. Es ist der Sinn dieser Feier, allen Bürgern dieser Stadt, allen ehemaligen Absolventen dieser Anstalt, allen Lehrern und allen Schülern wieder einmal ins Bewußtsein zu rufen, daß diese Schule ihr ureigenstes Werk ist, daß der Bestand dieser Bildungsstätte auf dem Grunde einer glorreichen Vergangenheit ruht und auf diesem Grunde der Bestand gesichert ist für alle Zukunft. Daß sich alle Teilnehmer an der Jubelfeier des gemeinsamen Werkes freuen und sich dabei Tradition und Pflicht neu beleben, ist mein aufrichtiger Wunsch. Zu Pfingsten 1953. Dr. Leo Schmalzer, Direktor. Seit Bestehen der Steyrer Mittelschule haben 1736 Schüler und Schülerinnen maturiert, 289 von diesen sind gestorben, 115 in beiden Welt kriegen gefallen, 74 sind vermißt.

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