zu sorgen. Der Staat übernahm die Personallasten (Besoldung der Lehrkräfte) und die Stadt die übrigen Auslagen. An dieser Lasten verteilung hat sich im wesentlichen bis zum heutigen Tage nichts geändert. Die Erfahrung lehrt, daß es sicher besser ist, zwei Paten zu haben als nur einen und daß sich die Liebe des Kindes beiden gleichmäßig zugewandt hat. Aber wer könnte es verargen, wenn sich zeitweilig die Liebe dem Paten mehr zuwendet, der eine offenere Hand hat. Aus der selbständigen Unterreaischuie entwickelte sich in der Folgezeit die selbständige Tkiassige Staatsoberrealschuie (1872) und das jetzige Bundes-Reaigymnasium (seit 1924). Zur Zeit der Grün dung besuchten 84 Studenten die Schule. Dieser Schülerzahl stand eine Einwohnerzahl von unter 10.000 gegenüber. In den Zwanziger jahren war die Zahl der Studierenden auf etwa 400, im Jahr 1931 schon auf 531 Schüler und Schülerinnen angewachsen. Diesem Schülerstand entspricht eine beinahe stabile Einwohnerzahl von 23.000 zwischen den beiden Kriegen. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Bevölkerungszahl sprunghaft auf 39.000 in die Höhe. Ge genwärtig sind 680 Schüler und Schülerinnen auf 21 Klassen auf geteilt. Es ist für die Industriestadt Steyr typisch, daß die Bevölkerungs zahl in der Kriegszeit mit dem Zustrom von Arbeitern beinahe um das Doppelte anstieg. Ein Vergleich der Bevölkerungszahl mit der .Schülerzahl beweist eindeutig, daß die Schule aiimähiich organisch gewachsen ist und daß die Schülerzahl nach dem Jahre 1945 keines wegs im gleichen Verhältnis wie die Bevölkerung zugenommen hat. Beneidenswert erscheint uns heute die Zeit vor den beiden Kriegen. Alle Reformen, auch im Schulwesen, tragen den Stempel der Erprobung und reiflichen Überlegung an sich. Die erworbene Bildung wurde entsprechend gewürdigt und gewertet. In dieser noch friedlichen Zeit feierte die Realschule in Steyr am 28. und 29. Juni 1913 den 50jährigen Bestand. Damit war die Zeit der ruhigen Entwicklung endgültig zu Ende. Zwei unheilvolle Kriege brachten unermeßliches Leid und richteten unübersehbaren Schaden an. Ist es da Wunder zu nehmen, wenn seit dem Jahre 1913 kein Bestandsjubiiäum in der Steyrer Mittelschule mehr gefeiert wurde, da sich gezeigt hat, daß selbst höchste Güter keinen Bestand haben. 1923 wäre die 60-Jahr-Feier fällig gewesen. Um diese Zeit wurde das Lyzeum der Anstalt angegliedert und die Anstalt war in Umwand lung begriffen. Das Jahr 1933 nahm einen traurigen Anfang. Der Tod entriß der Anstalt den hochverdienten Direktor Anton Rimmer und den ebenso verehrten wie beliebten Religionsprofessor Rudolf Stockenhuber. Im Jahre 1943, zur Zeit des 80jährigen Bestandes, erreichte der zweite Weitkrieg den Höhepunkt, sicher kein günstiger Zeitpunkt für ein Jubiläum. So erscheint es wohl gerechtfertigt, in diesem Jahr den 90jährigen Bestand der Steyrer Mittelschule zu feiern. Eigentlich ist es ein doppeltes Jubiläum, denn die Schule besteht seit 90 Jahren auch auf demselben Platz im „Realschuigebäude", wie es der Voiksmund noch Immer nennt. Könnte schöner zum Ausdruck kommen, wie das Volk auf Bestand und Tradition Wert legt? In diesen vergangenen Jahren haben etwa 1700 Maturanten und Maturantinnen die Anstalt mit
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