70. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1952/53

Av.: Kopf einer Frau nadi re., den Überwurf über den Kopf ge zogen. Umschrift besdinitten, teilweise unleserlidi. Sidier sind nur die letzten Budistaben: AVG =: Aug(usta). Rv.: Gestalt auf einem Viergespann nach re. Zeit: 4. Jahrhundert n. Chr. iSebeii den großen, sdiweren Sesterzen des 2. Jahrhunderts wurden bis gegen die Mitte des 3. Jahrhunderts Denare aus Silber hergestellt. Erst zirka 250 u. Chr. macht sidi in unserer Sammlung die Einführung Caracallas bemerk bar, nadi welcher an Stelle der bisherigen Silbermünzeii vielfach Billons tre ten. Mit den Tetrardien (Kaiser Diocletianiis) setzt dann die Prägung der zahlreidien Kleinkupfermünzen ein. Aus der Titulatur des Münzherrn ist ebenfalls eine bemerkenswerte Tatsadie abzulesen: sdion der genannte Kaiser Diocletianus hat die bisherige Stellung des Herrschers grundlegend geändert; eigentlich hat dieser nur den Sdilußstrich hinter eine Entwicklung gesetzt, die den Prinzipat des Augustus in den Dominat der Kaiser des 4. Jahrhunderts überführt. Zwar ist an den Geprägen der neuen Ära, unmittelbar nadi 284 n. Chr., diese Tatsache nodh nidit zu erkennen, wohl aber bedienen sidi die Nadifolger Constantinus d.Gr.nadi 337 regelmäßig der Titulatur „dominus noster". Die Beschriftung der Münzen, besonders der Rv.-Seite, ist ursprünglich variabel, gleichlautende Stücke sind seltener zu finden. Im Laufe des 4. Jahr hunderts greift auch hier, wie sonst im staatlidien Leben eine gewisse Uniformieruoig um sidi, indem sidi der Wortlaut der Rückseitenbesdiriftuug der Münzen in vielen Emissionen wiederholt, ja nidit nur an der gleichen Münz stätte, sondern an den verschiedensten Plätzen. Hand in Hand mit dieser Entwicklung geht die stete Versdilediterung des Materials. Während noch in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts Silber häufig neben Kupfer auftritt, wird das letztere in immer schlediteren Legierungen das alleinige Münzmetall. Das soll aber nidit heißen, daß im 4. Jahrhundert Silbermünzen nicht mehr geprägt wurden, weil sie in unserer Sammlung nicht zu finden sind, sondern der prozentuelle Anteil derselben wird wesentlidi ge ringer. Wenn zwisdiendurch, unter Licinius und Constantinus L, technisch bes sere Prägungen auftreten, dann liegt diese Maßnahme im Zuge der Diocletianisdi-Constantinischen Staatsreformen. Daß die Münze neben ihrer praktisdien Verwertung audi als Kunstwerk ihre volle Berechtigung beansprudien darf, ist unbestritten. Audi auf diesem Gebiet setzen sidi mit Beginn des 4. Jahrhunderts die Vereinheitlidiungsbestrebungen durch und die individuellen Merkmale (im Portrait der Münzherren) verschwinden fast ganz. Vgl. dazu V. Trautwein oben p. 39 ff. Die Maße und Gewidite der einzelnen Gepräge sind ebenfalls beaditeiiswert und zeigen besonders deutlich die jeweiligen Münzversdilechterungen bzw. -Verbesserungen. Diese Tatsadie muß bei der Datierung eine wesentlidie Rolle spielen! 7S

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