69. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1951/52

eine kaum bemerkbare vVasserscheide in das Talsystem des Loiges- baches, um schließlich über eine höhere Wasserscheide beim Filz- moser in das Talsystem des Pießlingbaches hinüberzuführen. Alle diese zuletzt angefüh rten Talsysteme im Süden des Tarnberges sind im Großen gesehen nichts anderes als verhält nismäßig seichte Erosionsfurchen in der Sohle eines großen breiten Tales, das das Tamberggebiet vom Stock des Warschenecks scheidet und während des Diluviums von einem mächtigen Gletscher e-rfüllt war. Vielleicht ist es zum Teil auch der Erosionstätigkeit dieses gewaltigen Eis- stromes zuzuschreiben , wenn die nach Süden geneigten Hänge des Tarnberges im großen und ganzen bedeutend steiler sind als die Nordhänge. Der Kamm des Tamberges streicht von Westnordwest nach Ost- südost. Der höchs te Gipfel, ,,Eibl" genannt (wohl von „Alpel'' abzu- leiten ), liegt ungefähr in der Mitte des Zuges und erreicht ei ne Höhe von 1513 m. Er liegt somit höhenmäßig noch innerhalb der Wald- zone. Auf dem Tarnberg wurde wohl schon seit Jahrhunderten Alm- w irtschaft betri<eben. Diese führte zu einer teilweisen Entwaldung des Kammes, wodurch auf diesem die k limatischen und edaphi- schen*) Bedingungen dermaßen verändert wurden, daß Kamm und Gipfel heute stellenweise das „Gipfelphänomen" zeigen. Man versteht darunter die Erscheinung, daß sich alpine Pflanzen auf kahlen, unter der Waldgrenze Hegenden Gipfeln ansiedeln und behaupten (Pseudo alpin e Gipfelvegetation). Oestlich vom „Eibl" senkt sich das Kar der Filzmoseralm, ein Zeuge der geringen eisz,eitlichen Vergletscherung des Berges, gegen das Teichltal hinab. Während die Filzmoseralm noch bewirtschaftet w ird, sind alle anderen Almen , wie die Gsoll- a lm und! die Holzenreith im Westen, die Enghagnerreith und Rieser- alm im mittleren Teil des Tarnbergzuges, nicht mehr in Betri<eb und zum Teil sogar schon zugewach sen . Ihre Hütten sind verfallen. DIE GEOLOGISCHEN GEGEBENHEITEN: Der gesamte Tarnbergzug ist au s Hauptdolomit aufg,ebaut (ober e Trias, nori sche Stu fe). Besonders auf der steileren Südseite fä llt allenthalben der scharfkantige, eckige Grus, in den der Dolomit ver- w ittert, auf. Hier läßt au ch der schütter bewaldete Gehängeschutt das kompakte Gestein infolge der starken Neigung des Hang,es in kleinen Felsvorsprüngen und Wänden zutagetr eten. Die Nährstoff- und Wasserarmut des Dolomitgesteins hat das Dolomitphänomen, eine dem Gipfelphänomen ähnliche Erscheinung, zur Folge. Dadurch nämlich, daß auf Dolomit die Konkurrenz an spruchsvollerer Pflanzen ausgeschaltet ist, können sich auf diesem Gestein anspruchslos,e lrnlk - holde und kalks tete alpine Pflanzenarten bis tief ins Ta l herab an- s iedeln und erhalten. (Geologische Spezialkarte der Oesterr. -Ungar. Monarchie, SW-Gruppe Nr . 11.) DIE PFLANZENGESELLSCHAFTEN: Der Wald auf der Siidseite: Der s üdliche Abhang des Tambergzuges wird ungefähr bis zu r 1000-m-Höhenlinie vorwiegend als Wiese und Acker landwirtschaft- *) den Boden betreffend. 4

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