68. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1950/51

stattet in seinen lateinischen Briefen' dem Magistrat seinen Dank für die Förderung seiner Studien ab und berichtet, daß er in den „freien Künsten“ und in der Gottesgelehrsamkeit Fortschritte mache. Die Episteln sind in gefälligem Latein geschrieben und Innerhofer ist bemüht, seine Kenntnisse der heiligen Schrift durch entsprechende Zitate herauszustellen. Bemerkenswerter sind jedoch die deutschen Briefe Innerhofers an Richter und Ratsherren der Stadt Steyr. Ist der Inhalt der lateini¬ schen Briefe durchaus in offiziellem Ton gehalten, so erfahren wir in den deutschen Briefen Familiäres und Persönliches. So berichtet Innerhofer in einem Brief' vom 16. Oktober 1566 vom Auftreten einer Pestepidemie, die den gesamten Studienbetrieb in Wittenberg aufhebt und ihn selbst zwingt, nach Torgau zu gehen. 15698 war er sogar in Schuldhaft und konnte wegen einer schweren Krankheit nicht nach Steyr reisen. In einem Schreiben vom 12. Juni 1570° kündigt er das erreichte „Magisterium“ und seine darauffolgende Hochzeit!o mit Dorothea, einer Tochter Philipp Melanchthons! an. Doch der Magistrat von Steyr war mit dieser Verbindung nicht einverstanden. Innerhofer bekam vorwurfsvolle Briefe und erst auf das Dazwischen¬ treten der Universität selbst hin erklärte sich der Rat einverstanden, ja, er bewilligte Innerhofer, der sich zur selben Zeit um eine Stelle an der Lateinschule in Steyr bewarb, sogar eine außerordentliche Geldzuwen¬ dung „sonderlich auch umb des fürtrefflichen manes, des Altten Herrn Philipi selligen wegen“!“ wie es in einem Brief an die Univ. Witten¬ berg heißt. Die Stelle in Steyr hat Innerhofer nicht bekommen, dafür aber eine „Lizenz“ls „sich in anderwertige dienst zu begeben“. Wir erfahren auch in einem Brief vom 29. Dezember 1570, daß er in Wien sein Glück versuchen wolle. Melanchthon berichtet ebenfalls in zwei Briefen! über seinen Schwiegersohn. Er ist des Lobes über ihn voll und weist zur Bekräftigung seiner Angaben auf den berühmten Lehrer und Arzt Caspar Peucer“ hin, der in seinem Urteil über Innerhofer mit ihm übereinstimmt. In die Jahre 1572 bis 1575 fallen die lateinischen Briefele Wolfgang Ortners. Auf Grund einer Empfehlung!“ des Freiherrn 6) 6 Briefe, dat. 1. o. D. 2. o. D. 3. pridie Cal. Junii 1567. 4. 4. März 1568. 5. 28. Oktober 1568. 6. 12. März 1569. 7 Arch. d. St. Steyr, K.XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 3/Bl. 11. 8) Arch. d. St. Steyr, K.XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 3/Bl. 15. 9) Arch. d. St. Steyr, K. XI/L. 37/Stip. Ges /Ni. 3/Bl. 16, 17. 10) Die Hochzeit fand am 28. August 1570 zu Wittenberg statt. 11) Philipp Melanchthon-Melanthon war der Sohn des berühmten Humanisten gleichen Namens: er hatte die Stellung eines „Notarius“ des geistlichen Consistoriums an der Univ. Wittenberg inne. 12) Arch. d. St. Steyr, K. XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 3/Bl. 28. 13) Arch. d. St. Steyr, K. XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 3/Bl. 34. 14) Arch. d. St. Steyr, K.XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 3/Bl. 29, 30. 15) Caspar Peucer, Mediziner, Prof. der Univ. Wittenberg; hatte eine Tochter — Magdalena — des Humanisten Philipp Melanchthon geheiratet. 16) Arch. d. St. Steyr, K. XI/L. 37/Stip. Ges./Nr. 5/Bl. 1 bis 4 17) Arch. d. St. Steyr, K. XI/L. 37/Stip. Ges./ Nr. 5/Bl. 5, 6, 7. 5

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