68. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1950/51

In unserer Heimatstadt Steyr wirkten um die Mitte des 16. Ihs. an der Lateinschule an Geist und Bildung hervorragende Männer, die sich ihr wissenschaftliches Rüstzeug in Wittenberg zu Füßen des „Prae¬ ceptor Germaniae“ geholt hatten. 1558 folgte dem evangelischen Rector Andreas Küttner der wegen seiner oft gespielten Schuldramen geschätzte Thomas Pegaeus (-Brunner-) als Leiter der steyrischen Lateinschule. Als er 1571 starb, wurde ein Jahr darauf Georg Mauritius der Altere, damals a. o. Professor in Wittenberg, von dort nach Steyr berufen. Es liegt auf der Hand, daß sich dieser Einfluß Wittenbergs, verkör¬ pert durch zwei solche Lehrer, in bestimmter Weise bemerkbar machen mußte. Jedenfalls wählten seither mit geringen Ausnahmen alle jun¬ gen Steyrer, welche die Universität beziehen wollten, Wittenberg als Studienort; war doch die Bedeutung Wiens als hohe Schule der Gelehrsamkeit im Gegensatz zu späteren Zeiten gering. Ein umfang¬ reicher Briefwechsel in lateinischer und deutscher Sprache zwischen Studenten, akad. Behörden der Universität Wittenberg und dem Ma¬ gistrat der Stadt Steyr gibt beredtes Zeugnis von diesen Tatsachen. Um den Steyrer Studenten das kostspielige Studium zu erleichtern wurden vom Magistrat Stipendiengelder zur Verfügung gestellt. So bittet in einem lateinischen Gesuch' vom 21. 8. 1559 ein nicht näher bekannter „Johannes Postetterus Nördlingensis“. Student der „artes liberales“ um eine Geldzuwendung. Ein anderer lateinischer Brief: vom 18. 9. 1559 von zwei Steyrer Studenten in Wien — Petrus Legnerus und Michael Winklerus — bezieht sich ebenfalls auf die Er¬ langung eines Stipendiums. Bis zum Jahre 1615 scheinen im Archiv der Stadt Steyr dreizehn Namen“ von Studenten auf, die in Sti¬ pendienangelegenheiten mit dem Magistrat korrespondiert haben. Zwei dieser Briefwechsel, der des Georg Innerhofer und der des Wolfgang Ortner, scheinen uns zu näherer Betrachtung geeignet, weil der eine wegen seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu Melanchthon von Interesse ist, der andere besonders durch seinen ausgezeichneten lateinischen Briefstil hervorsticht. Am 6. August 15665 richtet der Stadtzimmermeister und Bürger von Steyr, Wolf Innerhofer, ein Gesuch an den Rat der Stadt um Gewährung eines Stipendiums für seinen Sohn Georg. Der junge Georg war ein Schüler des Schulmeisters Pegaeus und wurde von diesem hoch geschätzt. Von ihm stammt wahrscheinlich auch der Rat, Georg an der Universität Wittenberg studieren zu lassen. Innerhofer 1) Stadtarchiv Steyr, K.XI/L. 37/Stipendiengesuche Stadtarchiv Steyr, K. XI/L. 37/Stipendiengesuche Nr. 1 2) 3) Stadtarchiv Steyr, K. XI/L. 37/Stipendiengesuche Nr. 1 Johannes Polstetterus, Petrus Legnerus, Michael Winklerus, Georg Innerhofer, Johann Stampf¬ 4) hofer, Christoph Viechterus. Caspar Scheichl, Wolfgang Ortnerus, Christoph Pfefferl, Andreas Michelius, Carolus Mauritius, Philipp Mauritius, Elias Thaner. 5) Stadtarchiv Steyr, K.XI/L. 37/Stipendiengesuche Nr. 3/Bl. 1 4

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