66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

53 Während des Schuljahres 1944/45 war der Unterrichtsbetrieb in¬ folge der häufigen Fliegeralarme stark gehemmt. Im November 1944 wurde der Unterricht drei Wochen unterbrochen, da das Schulgebäude zur Unterbringung ungarischer Flüchtlinge angefordert worden war. Am Samstag, 27. Jänner 1945, wurde über Weisung des Reichs¬ statthalters und Gauleiters für Oberdonau der Unterricht gänzlich ein¬ gestellt. Das Schulgebäude wurde zur Unterbringung von Flüchtlingen und gegen Schluß des Krieges auch als Durchgangslager für Militär¬ personen und zur Einquartierung von Einheiten des Volkssturmes ver¬ wendet. Ein Teil der Lehrkräfte übernahm die Betreuung der Flücht¬ linge, ein Teil wurde in den Volkssturm eingereiht, die Schüler zum Luftschutz und Bewachungsdienst und die Schülerinnen zum Arbeits¬ einsatz herangezogen. Am Samstag, 5. Mai 1945, um 10 Uhr vormittags rückten die amerikanischen Truppen in Steyr ein und besetzten im Laufe des Tages die Stadt. Schwerer als alle materiellen Verluste wiegen die Menschenopfer, die der Krieg gefordert hat. Von den Professoren fielen den Heldentod: Dr. Edwin Bauern¬ feind († 4. August 1941 in Südrußland, Ukraine); Georg Hobets¬ eder († 12. Oktober 1943 in Südrußland, Ukraine); Georg Reitter († 7. April 1944 bei Treviso).!) Aus den Reihen der ehemaligen Schüler sind über 100 Todesopfer zu beklagen. Junge, blühende, zukunftsfrohe Menschenleben sind mit ihnen ins Grab gesunken. Ihrem Eide treu sind sie gefallen. Leistung bleibt Leistung und Eid bleibt Eid und auch die Stimmung nach einem verlorenen Krieg kann die Opfer nicht verkleinern und die Verdienste nicht schmälern. Das Realgymnasium wird ihr Andenken stets in Ehren halten. IX. Die Mittelschule in Steyr wird wieder Realgymnasium 1945 Nach dem Zusammenbruch gelang es glücklicherweise bald, das Schulgebäude für den Unterricht frei zu bekommen. In Anknüpfung an die österreichische Tradition wurde die Mittelschule in Steyr wieder als Realgymnasium nach dem Lehrplan von 1928 mit kleinen, von der Zeit geforderten Abänderungen organisiert'). 1) Dr. Karl Loidl (Professor in Wels, gefallen am 9. August 1945 in Ru߬ land) hatte dem Lehrkörper von 1954—1958 angehört. — Ferdinand Nagl (Dro¬ fessor in Wels gefallen am 28. August 1942 bei Rschew in Rußland) war 1956/57 Drobelehrer in Sterr. 2) Die wichtigsten Aenderungen betreffen den Fremdsprachenunterricht, Musik und Zeichnen, das in der 7. und 8. Klasse als Kunstbetrachtung unterrichtet wird. Ferner wurde eine fünfstufige Notenskala eingeführt: sehr gut, gut, be¬ friedigend, genügend, nicht genügend. Erlaß d. B.=Min. f. U. vom 22. Mai 1946, Hl. 15659.

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