52 Am 1. September 1939 brach der zweite Weltkrieg aus und für Schule und Unterrichtsbetrieb wiederholten sich im großen und ganzen die Erscheinungen, die man 1914—1918 erlebt hatte. Ein Teil der Pro¬ fessorent) und eine ziemlich große Zahl von Studenten wurden zum Kriegsdienst herangezogen. Während im ersten Weltkrieg die zur Kriegsdienstleistung einberufenen Studenten Kriegsmatura ablegten, er¬ hielten sie jetzt ohne eine formelle Prüfung die Reifeklausel?). Da im modernen Krieg das Kriegsgeschehen nicht auf die Front beschränkt bleibt, mußte unter Verantwortung des Direktors ein Luft¬ schutzdienst eingerichtet werden. Die Luftschutzmannschaft wurde unter Führung von Lehrpersonen in der Bekämpfung von Brandbomben und im Melde= und Sanitätsdienst geschult und mit den nötigen Geräten ausgerüstet. Im letzten Drittel des Krieges wurden Schüler der 6. und 7. Klasse als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Damit diese ihre Studien fort¬ setzen konnten, wurden für sie Betreuungsschulen eingerichtet. Die Ober¬ schule von Steyr mußte die Betreuung der Studenten bei den Batterien in Christkindl, auf der Ennsleite und in Langenhart übernehmen. An Stelle eines normalen Zeugnisses erhielten diese Studenten Luftwaffen¬ helfer=Zeugnisse ausgefolgt. Bei der erhöhten Luftgefahr mit dem Näherrücken der Front verließ eine größere Anzahl von Schülern die Anstalt, um an weniger gefährdeten Orten ihre Studien fortzusetzen. Allen Ernstes wurde auch behördlicherseits die Verlegung der Ober¬ schule von Steyr nach Schlierbach oder Kremsmünster erwogen. Dank der ruhigen und besonnenen Haltung des Lehrkörpers unterblieb dieser Schritt. Da sich unmittelbar neben dem Schulgebäude die Eingänge in den bombensicheren Stollen befanden, waren die Schüler gerade zur Unterrichtszeit am besten geschützt. Steyr wurde dreimal mit Bomben belegt. Am 23. und 24. Februar und am 2. April 1944. Während die Angriffe vom 23. Februar und 2. April ohne Schaden für die Schule vorübergingen, wurde beim Bombenangriff vom 24. Februar mittags das Schulgebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen. Drei Bomben fielen in den Schulhof und eine traf den Nordtrakt des Hauses. Durch diesen Bombentreffer wurden der Physiksaal, das physikalische und naturhistorische Kabinett und ein Klassenzimmer zerstört, fast alle Lehrmittel für Physik vernichtet, die naturhistorische Sammlung und die Schülerbücherei schwer beschädigt und Fenster und Türen zertrümmert. Durch tatkräftige Zusammenarbeit der Lehrpersonen und der Schüler wurden die ärgsten Schäden in kurzer Zeit so weit behoben, daß der Unterricht bald wieder aufgenom¬ men werden konnte. eingerückt: Dr. Edwin 1) DomLehrkörper waren während des Krieges Bednar, Josef Frauendorfer, Johann Grimm, Georg Bauernfeind Dr. Hans Hobetzeder, Dr. Gunther Holub Willibald Huber, Dr. Wilhelm Klackl, Stephan Maprzedt, Josef Pirklbauer, Stephan Radinger, Georg Reitter, Karl Reschauer, Franz Siegl, Dr. Alfred Zerlik. 2)Laut Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volks¬ bildung vom 8. September 1959, E III a N. 1947, WRD (b).
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