66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

49 der Suche nach einem solchen Heim war, durch einen glücklichen Zufall entdeckt und eingerichtet, hat es der körperlichen Ertüchtigung der Ju¬ gend großen Dienstgeleistet!). Jeden Winter werden auf der Nieder¬ alm beim Riesergut die Skikurse abgehalten und während der Ferien im Sommer ist das Heim und seine Umgebung eine ideale Gelegenheit für Ferienaktionen. VIII. Die Mittelschule in Steyr wird Oberschule 1938—1945 Nach der Einverleibung Oesterreichs in das Deutsche Reich am 13. März 1938 wurde das Realgymnasium in eine Oberschule nach reichsdeutschem Muster umgewandelt. Da die österreichische Schule hoch über der deutschen stand, bedeutete dies für die österreichische Mittelschule einen schweren Schlag, der einen starken Niedergang mit sich brachte. Nicht der Lehrplan allein entscheidet über den Wert einer Schule, son¬ dern der Geist, mit dem er gehandhabt wird. Der Grundgedanke des Erlasses über „Erziehung und Unterricht in der Höheren Schule der mit Beginn des Schuljahres 1938/39 in Kraft trat, war ein auf der Philosophie des Biologismus aufgebauter getarnter Materialismus. Wertvoll wäre an sich die Betonung der Zusammengehörigkeit von Unterricht und Erziehung gewesens) und die daraus resultierende Ab¬ lehnung der Koedukation. Der Erziehung war der Vorrang vor dem Unterricht eingeräumt worden. Seit der Einrichtung der Jesuitenschulen vom Jahre 1599 ist diese Zusammengehörigkeit nicht mehr so stark be¬ 1) Der 1. Stock des Riesergutes eines Ueberländes zum Filzmosergut, wurde gepachtet und enthält eine große Diele, einen großen Schlafraum, einen kleinen Schlafraum, ein kleines Zimmer und eine Bauernstube. Höhenlage 900 Meter. Die ersten Skikurse wurden im Februar 1955 abgehalten. Seither werden im Februar und März eines jeden Jahres drei Skikurse abgehalten. Im Sommer 1954 und 1955 wurden je zwei und 1956 und 1957 je eine Ferienaktion für — Knaben und Mädchen unter Leitung von Lehrkräften abgehalten. 2)Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Ellla 245/58 (a) vom 29. Jänner 1958. 3) Das ist schon in der Bezeichnung des Ministeriums ausgedrückt: für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. — „Die Schule ist wesentlich dadurch bestimmt, daß sie durch Unterricht erzieht.“ Erziehung und Unterricht in der Höheren Schule S. 14. „Eine Schule ist so viel wert, wie die Erzieher, — die in ihr wirken.“ S. 18. — — „Aller Unterricht ist Erziehung.“ S. 17. „Für 1— Jungen und Mädchen sind daher grundsätzlich getrennte Schulen eingerichtet. 1 Die neue Hauswirtschaftliche Form der Oberschule für Nlädchen steht dabei in ganz besonderem Maße im Dienste der Forderungen, die das Leben an die deutsche Frau und Mutter in Familie, Beruf und Volksgemeinschaft stellt.“ S. 2. — „Aus den Forderungen eines lebensnahen Unterrichtes folgt ohne weiters, daß die Mädchenerziehung sich nach anderen Gesetzen vollziehen muß als die Jungenerziehung, daß sie nie zu einem Abklatsch der Erziehung der männlichen Jugend werden darf.“ „Das Ziel der weiblichen Erziehung hat un¬ verrückbar die kommende Mutter zu sein.“ S. 18. — „Alle echte Bildung stammt aus dem Leben, und Leben kann nur durch Leben entzündet werden.“ S. 10. 4

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2