37 nasien und den Realschulen kennt und die nachfolgenden Verhandlungen zum Vergleich heranzieht, unterliegt es keinem Zweifel, daß er mit dieser Anspielung der Stadt eine Chance bieten wollte. Es war dies ein zwar zarter, doch immerhin klarer Wink, aber zu zart, um ver¬ standen zu werden. Dem Wink des Ministers gegenüber nahm der Gemeinderat fol¬ gende Haltung ein. Zuerst solle man für die Reaktivierung der Ober¬ realschule eintreten, falls dies fehlschlüge, um ein Gymnasium ersuchen, und falls die Regierung beides bewillige, wolle man beides gerne an¬ nehmen!) Da Ende Juni die Entscheidung des Ministers noch nicht eingelangt war, wurde in der Gemeinderatssitzung vom 27. Juli die Frage wegen der Oberrealschule neuerdings aufgeworfen. Es wurde als Pflicht der Gemeinde hingestellt, mit allen gesetzlichen Mitteln die Errichtung der Oberrealschule anzustreben?). Steyr wäre sogar bereit gewesen, die drei Oberklassen vollständig aus eigenen Mitteln zu erhalten und diese als Communal=Oberrealschule führen. zu Inzwischen langte die Entscheidung des Ministers ein. Er würdigte das Bestreben und die Opferbereitschaft der Stadtgemeinde, konnte aber mit Berufung auf gesetzliche Bestimmungen dem Ersuchen nicht statt¬ geben. Nach § 6 des oberösterreichischen Realschulgesetzes vom 30. April 1869 konnten Oberrealschulen nicht für sich, sondern nur in Verbindung mit einer Unterrealschule bestehen. So konnte auch eine Verbindung von Communal=Oberrealschulklassen mit der verbleibenden Staatsunterreal¬ schule nicht zugestanden werdens). In dieser trüben Situation besann man sich wieder darauf, die Er¬ richtung eines Gymnasiums in Erwägung zu ziehen. Bei der Abwägung der Gründe für und wider wurde die Befürchtung laut, es könnte von der Eingabe bis zur Ausführung dieses Planes längere Zeit vergehen und man hielt es trotz aller Schwierigkeiten für geraten, die Reaktivie¬ rung der Oberrealschule auch weiterhin zu betreiben?). Damit hatte man es aber beim Unterrichtsminister vorerst nicht gut getroffen. Der Mi¬ nister erklärte, er könne darauf nicht eingehen, da die Verhältnisse, die Schulen hatten mancherorts durch besonders milde Klassifikation die Schülerzahl hoch halten wollen. Dgl. hiezu Goldbacher, Gr.: Entwicklungsgeschichte der k. k. Oberrealschule in Steyr,S. 25, 45. Jahresbericht, über solche Wahr¬ nehmungen des Landesschulrates aus den Jahren 1872 und 1875. 1) Archiv Steyr, Ratsprotokolle 1888. Gemeinderatssitzung vom 8. 6. 1888. 2) Archiv Stepr,Ratsprotokolle 1888: „ eventuell im äußersten Falle diese für die Stadt Sterr so hochernste Angelegenheit ehrfurchtsvoll vor die Stufen des Allerhöchsten Thrones zu bringen.“ Gemeinderatssitzung v. 27. 7. 1888. 3)Erlaß d. Min. f. K. u. U. vom 20. Juli 1888, Zl. 9955. In der De¬ batte wurde dies mit dem Hinweis auf Steprs Einwohnerzahl (20.000), Kaserne Kronprinz=Rudolf=Bahn und die Eröffnung der Steprtalbahn tief bedauert. Archiv Steyr, Ratsprotokolle, Gemeinderatssitzung vom 10. August 1888. 4) Archir Steyr, Ratsprotokolle. Gemeinderatssitzung vom 10. 8. 1888.
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