66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

36 als ob die Reifeprüfung vom Jahre 1889 die letzte auf weite Sicht sein sollte!). „ Das weitere Vorgehen war der Stadtgemeinde Steyr zwangsläufig vorgezeichnet. Es hieß aufs neue die Arena des Kampfplatzes zu be¬ treten und den Weg des Bittens zu beschreiten. Schon in der Sitzung des Gemeinderates vom 5. August kam die Angelegenheit zur Sprache, die man als „tiefeinschneidende Maßregel“ bezeichnete. Man hegte noch die Hoffnung, die Aufhebung rückgängig machen zu können. Man ersuchte telegraphisch um Audienz beim Unter¬ richtsminister und nominierte für die Deputation den Bürgermeister Kaiserlichen Rat Georg Pointner und die Gemeinderäte Johann Berger und Friedrich Brandl'). Der erhoffte Erfolg blieb aus. Besonders in den Kreisen der Industrie und des Gewerbes emp¬ fand man die Schwere des Verlustes der Oberklassen. Der Gewerbe¬ verein für den Industriebezirk Steyr stellte an den Gemeinderat das Ersuchen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die Reaktivierung der aufgelösten Oberrealschule anzustreben. Mit dieser Aufgabe betraute der Gemeinderat ein Komitee, das aus dem Bürgermeister Johann Berger und fünf Gemeinderäten (Dr. Johann Hochhauser, Anton Jäger von Waldau, Jakob Kautsch, Anton Mayr und Franz Tomitz) bestands). In der nächsten Gemeinderatssitzung verhandelte man über eine diesbezüg¬ liche Eingabe an das Ministerium für Kultus und Unterricht, die im Deputationswege überreicht werden sollte, obwohl man sich klar war, daß im Ministerium die Stimmung für die Realschule nicht günstig war'). Die erbetene Audienz wurde am 7. Juni 1888 gewährt. Der Unterrichtsminister war sehr freundlich und versprach, das Petit der Stadtgemeinde Steyr um Gewährung der Oberrealschule eingehend zu prüfen und bis Ende Juni seinen Entschluß bekannt zu geben. Es ver¬ absäumte auch nicht, auf die Lasten hinzuweisen, die die Gemeinde im positiven Erledigungsfall zu tragen habe. In der Audienz ließ der Mi¬ nister durchblicken, ob für Steyr nicht ein Gymnasium besser am Platz wäre'). Wenn man die Einstellung des Ministers gegenüber den Gym¬ 1) Als Ersatz für die Oberrealschule wollte die Stadtgemeinde die Errichtung einer k. k. Staatsgewerbeschule anstreben. Diese sollte umfassen: a) eine höhere Gewerbeschule für mechanisch=technische Fächer; b) eine Fachschule für Eisen= u. Stahlindustrie; c) eine Handelsschule; d) die damals bestehenden Fortbildungs¬ einen kurse (den gewerblichen und den kaufmännischen Fortbildungskurs); e) Zeichen= und Modelliersaal. 2) Archiv Sterr, Ratsprotokolle 1887. 3) Archiv Stepr, Ratsprotokolle 1888. Gemeinderatssitzung vom 20. 4. 1888. 4) Archiv Sterr, Ratsprotokolle 1888. Gemeinderatssitzung vom II. 5. 1888. Del Deputation gehörten der Bürgermeister Johann Berger und die Gemeinde¬ räte Dr. Hochhauser und Tomitz an. 5.) Archiv Sterr, Ratsprotokolle 1888. Gemeinderatssitzung vom 8. 6. 1888. Unterrichtsminister Dr. Gautsch von Frankenthurn stand als dem Staate und dem Dolke verantwortlicher Minister auf dem Standpunkt, über die Pflichtschule hinausgehende Anstalten, die keine hinreichende Frequenz aufwiesen — und das — aufzuheben. Die Lehrkörper dieser waren damals vielfach die Realschulen

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