66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

32 Dr. Spängler und Notar Fürth), das energische Schritte einleiten sollte um die Durchführung des am 15. Juli 1870 von Cramer gestellten An¬ trages auf Umwandlung der hiesigen Realschule in ein Realgymnasium zu betreiben!). Der zweite Direktor der Realschule, der Gründer der Schülerlade und der Lehrerbibliothek, der wie sein Vorgänger den Namen Jose Berger führte, stand dem Gedanken der Umwandlung der Unterreal¬ schule in ein Realgymnasium unter dem Blickfeld, eine Oberrealschule zu schaffen, günstiger gegenüber. Er war von Anfang an mit der Auf¬ gabe betraut worden, diese Umwandlung durchzuführen'). Es hat den Anschein, daß auch das Unterrichtsministerium diesem Plan sympathisch und fördernd gegenüberstand. Am 7. Mai gelangte an die Direktion der Auftrag, mit dem Lehrkörper Beratungen abzuhalten und zu berichten, ob die Umwandlung der Unterrealschule in ein Realgymnasium den bestehenden Verhältnissen und Bedürfnissen von Steyr entspräche und ob dies den geistigen und materiellen Interessen der Stadt und Um¬ gebung förderlich wäres). In der Konferenz vom 13. Mai 1871 sprach sich der Lehrkörper einstimmig für diese Umwandlung aus, legte aber zugleich dar, wie wichtig die Errichtung einer Oberrealschule wäre. Ueber Auftrag der Stadtgemeinde begab sich Direktor Berger nach Wien, um die Verhandlungen persönlich zu führen, und erhielt in einer Audienz vom Unterrichtsminister die bestimmte Zusage der Umwand¬ lung!). Es mag auffallen, daß 1870/71 die Forderung nach der Umwand¬ lung in ein Realgymnasium so oft gestellt wurde und daß auch behörd¬ licherseits eine Geneigtheit hiezu vorhanden war. Im Zusammenhang gesehen, ist dies leicht zu verstehen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Schulbehörde diesen Schultyp erproben wollte, der damals nirgends besonderen Anklang fand. In Städten mit einem Gymnasium und einer vollständigen Realschule war er überflüssig und die Orte mit einer Unterrealschule allein waren nicht zahlreich. Von den lokalen Verhält¬ nissen in Steyr aus betrachtet, mochte die Gefahr der Aufsaugung der Unterrealschule durch die neue Bürgerschule mitgespielt haben, eine Ge¬ fahr, der ein Realgymnasium nicht unterlag. Als treibender Faktor 1) Archiv Sterr, Aktenfaszikel M 5/a. 2) 21. Jahresbericht der Realschule Sterr, S. 41 (1890/91). Die 3) 45. Jahresbericht der Realschule Sterr 1912/15; Goldbacher, Gr.: Entwicklungsgeschichte der k. k. Oberrealschule Stepr, S. 15. 4) Goldbacher, Gr.: Entwicklungsgeschichte der k. k. Oberrealschule in Stepr, Willner, Annalen, S. 658: „Die endlich wirkliche Errichtung eines — S. 15. vierklassigen Realgpmnasiums anstatt der Unterrealschule nebst einer vollständigen Oberrealschule ist nun beim Ministerium ernstlich im Zuge, aber von der Ge¬ meindevorstehung wird nun auch ein vollständiges Obergymnasium angestrebt.“ Diese Bemerkung Willners, der infolge seiner Stellung in der Lage war, die in der Stadt bei Bevölkerung und Magistrat herrschende Stimmung wiederzugeben läßt ersehen, daß das Streben nach eine Gpmnasium auch damals noch intensiver war, als in den amtlichen Quellen nachweisbar ist. Als Mittelschule im Voll¬ sinn des Wortes wurde damals eben nur das Gpmnasium angesehen.

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