66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

27 Mit der Erlangung der selbständigen Unterrealschule war zwar ein großer Schritt gemacht, aber das Ziel selbst noch lange nicht erreicht. Der Besitz einer Unterrealschule war der Stadt Steyr zu wenig. Da der Sinn nach einer vollständigen Mittelschule stand, bereitete der ge¬ ringe Besuch der Unterrealschule eine ganz besondere Enttäuschung. Was hätte es auch für einen Zweck gehabt, Neues und Umfangreicheres zu verlangen, wenn das, was man hatte, nicht voll ausgenützt war. Man machte mit Recht das Fehlen der Oberklassen für den geringen Besuch verantwortlich. Auf eine Zuschrift der Realschuldirektion beschloß der Gemeinderat in der Sitzung vom 1. April 1864, an alle Schulleitungen der Stadt das Ersuchen zu richten, durch richtige Einwirkung auf die Eltern auf eine größere Frequenz der Realschule hinzuwirken! setzte man Schon im ersten Jahre des Bestandes der Unterrealschule mutig zum Vorstoß auf die Oberrealschule an. Hatte man früher die von Unterrealschule als eine Notwendigkeit für Steyr im Interesse Industrie, Handel und Gewerbe bezeichnet, so wurde jetzt mit den glei¬ Neid chen Motiven die Dringlichkeit der Oberrealschule betont. Mit chen redete man in der Stadt von der Freigebigkeit des niederösterreich elb¬ Landtages, der aus Landesmitteln drei Oberrealschulen und zwei dem ständige Unterrealschulen bewilligt hatte. Der Bürgermeister legte schen Gemeinderat eine diesbezügliche Petition an den oberösterreichi Landtag nahe, die er mit allem Nachdruck vertreten wolle?). In Oesterreich wurde im Jahre 1864 ein neuer Schultyp eingeführt, das vierklassige Realgymnasium, eine Verbindung von Untergymnasium und Unterrealschule. Die Realschule, wie sie seit 1851 in Oesterreich be¬ zu stand, hatte noch nicht ihre fertige Gestalt erlangt. Es galt manches erproben und zu verbessern. Es ist auch begreiflich, daß die Realschule nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, was übrigens noch keinem einzigen Schultyp der ganzen Schulgeschichte geglückt ist. In weiten Kreisen der Bevölkerung, auch in den Reihen der Realschullehrer, wurde der Ruf nach einer Annäherung der Realschule an das Gymnasium laut. Die Forderung hatte die Beseitigung der rein praktischen Fächer Einführung der lateinischen Sprache, des philosophischen Einführungs¬ unterrichtes und der Erweiterung der Realschule auf acht Jahre zum Inhalts Das Realgymnasium wollte nun diesen Wünschen Rechnung tragen In dieser Schulgattung wurde Latein unterrichtet, der mathematische Ihr Fachschule für Eisenindustrie in Sterr, die am 1. Februar eröffnet wurde. erster Leiter war Drof. Josef Wurzinger. Der Unterricht wurde an Sonn= und Die kommer¬ Feiertagen vormittags und an zwei Werktagen abends erteilt. — zielle Fortbildungsschule des Handelsgremiums wurde am 4. November 1885 errichtet. Sie bestand aus drei Abteilungen. Der Unterricht wurde an vier Wochentagen von 6 bis 8 Uhr abends erteilt. 1) Archiv Stepr, Ratsprotokolle 1864, S. 71. Gemeinderatssitzung vom April 1864. 1. 2) Archiv Stepr, Ratsprotokolle 1864, S. 56 k. Gemeinderatssitzung vom 26. Februar 1864. 3) Mosser=Reitterer, S. 4.

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