66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

18 stellung eines hinreichenden Nachwuchses für die Realschule. Es würde den 1848 vorgenommenen, auf einen Fortschritt hinzielenden Aenderun¬ gen nicht entsprechen, wenn man aus der verwaltungstechnischen Ver¬ bindung mit einer anderen Schule zu viel folgern und den Wert und die Bedeutung der unselbständigen Unterrealschule herabmindern wollte. Man kann daher mit Recht das Jahr 1849 als den Anfang der kom¬ menden Steyrer Mittelschule bezeichnen, wenn auch die zweiklassige, un¬ selbständige Unterrealschule als Mittelschule in juridischem Sinn nicht anzusprechen ist. Durch sie war eindeutig die Linie festgelegt, auf der die Entfaltung der Mittelschule vor sich gehen sollte!) Steyr hatte 1849 auf dem Schulgebiet zwar etwas Neues erhalten, aber es war nur eine bescheidene Gabe. Es war wenig, gemessen an der Bedeutung der Stadt, es war auch wenig im Vergleich zu dem, wo¬ nach der Sinn stand. Doch wie dem auch sei, es war auf dem Weg zur Erreichung einer Mittelschule wenigstens ein Anfang gemacht, auf dem man weiter fortschreiten konnte. Die Unterrealschule übersiedelte am 2. und 3. November 1849°) in das ehemalige Kloster der Cölestinerinnen'), während die Hauptschule 1) Zur Veranschaulichung des Unterschiedes zwischen der Haupt= und Unter¬ realschule diene die Abschrift zur Einladung an den öffentlichen Prüfungen am 29., 50. und 51. Juli 1861: Hauptschule: 1. Klasse, Alter der Schüler 6—7 Jahre, Klassenlehrer Michael Pachinger; 2. Klasse, Alter der Schüler 7—8Jahre, Klassenlehrer Franz Alois Wiesner; 5. Klasse, Alter der Schüler8—9 Jahre, Klassenlehrer Haas¬ Heinzl; g. Klasse, Alter der Schüler 9—10 Jahre, Direktor Anton bauer, unterrichtet Schönlesen, deutsche Sprachlehre, Richtig= und Diktando¬ Schön¬ schreiben, mündlicher und schriftlicher Gedankenaustausch, Rechnen, schreiben und an Realien Geographie u. Naturgeschichte; Technischer Lehrer Josef Sadtler unterrichtet Zeichnen. Unterrealschule: 1. Klasse, Alter der Schüler 11—15 Jahre: Technischer Lehrer Josef Wurzinger unterrichtet Geometrie, geometrisches Zeichnen, Schön¬ schreiben; Technischer Lehrer Josef Sadtler unterrichtet Rechnen, Ohpsik und Freihandzeichnen; Grammatischer Lehrer Johann Plaichinger unterrichtet deutsche Sprache, Geographie, Geschichte, Naturgeschichte. — 2. Klasse, Alter der Schüler 15—15 Jahre: Technischer Lehrer Josef Sadtler unterrichtet Rechnen, Physik, Freihandzeichnen; Technischer Lehrer Josef Wurzinger unterrichtet Geometrie, geometrisches Zeichnen und Schönschreiben; Gram¬ matischer Lehrer Johann Plaichinger unterrichtet deutsche Sprache, Geo¬ graphie, Geschichte und Naturgeschichte; Religionslehrer an der Unterreal¬ schule Josef Schwaninger. Archiv Steyr, Akten der Hauptschule. Der Ausdruck Technischer Lehrer, Grammatischer Lehrer bedeutet Fachlehrer. Die Lehrkräfte an den Mittelschulen führten ursprünglich die Bezeichnung Gym¬ nasiallehrer oder Realschullehrer. Die Amtsbezeichnung Professor für die definitiv angestelltn Lehrkräfte an den Mittelschulen wurde erst durch Allerhöchste Ent¬ chließung vom 6. Februar 1866, K. U. R6Bl. 22 eingeführt. Dorher kam der Titel Drofessor nur den Lehrern an den Hochschulen zu. 2) Ofner, J.: Zur Geschichte des Schulwesens der Stadt Stepr, S. 49. 3) Heute Berggasse 4. Die Cölestinerinnen, auch Augustinerinnen von der Verkündigung oder Annuntiatinnen genannt, waren am 20. 8. 1646 nach Steyr gekommen. Im Zuge des Josefinischen Klostersturmes konnten sie 1782 das

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