66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

12 zum Opfer fielen und der einen Schaden von rund zwei Millionen Gulden verursachte, herbeigeführt wurdet). Auch die großen finanziellen Katastrophen von 1811 und 1816 wirkten sich aus. Schon ein flüchtiger Blick in die Quellen läßt ermessen, wie viel die Stadt zur Franzosenzeit wirtschaftlich gelitten hat und daß ein Schaden eines so furchtbaren Großfeuers, wie es der Brand von 1824 war, lange nachwirkt, liegt au der Hand. Die Höhe des bürgerlichen Wohlstandes, wie ihn die Stadt zu Ende des 18. Jahrhunderts aufwies, war lange Zeit nicht mehr zu erreichen. Es braucht daher gar nicht wunder zu nehmen, wenn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem Ruf nach einem Gym¬ nasium nichts zu vernehmen ist. Weil man an eine humanistische Lehranstalt vorderhand nicht den¬ ken konnte, wandte man sich der Ausgestaltung der Hauptschule zu. Am 9. Jänner 1837 tagte über Anregung des Hauptschullehrers Johann Löw unter dem Vorsitz des Kreishauptmannes Baron Handl eine Kommis¬ sion, die darüber beriet, ob man der vierten Klasse der Hauptschule einen zweiten Jahrgang angliedern oder ob man eine Art technischer Schule errichten sollte, an der Mechanik, Baukunst, Naturgeschichte etc. unter¬ richtet werde. Die Entscheidung fiel auf die Errichtung einer technischen Schule?). Man war gegenüber früher genügsamer geworden, aber selbst dieser bescheidene Plan wurde vorerst nicht durchgeführt. 1844 wurde der Gedanke wieder aufgegriffen. Im Mai dieses Jah¬ res ersuchte das Mandariat des Industrie= und Gewerbevereines für Inn= und Oberösterreich mit Salzburg zu Steyr beim Kaiser um Be¬ willigung eines zweiten Jahrganges zur vierten Klasse der Hauptschule auf Kosten des Schulfonds und die Bürgerschaft von Steyr verfaßte eine Bittschrift, es wäre im Interesse des Gewerbes, daß in diesem zwei¬ ten Jahrgang auch Stereometrie, Mechanik, Bau= und Wasserkunde sowie Architektur unterrichtet werdes). Das Bestreben nach dem zweiten Jahrgang zur vierten Hauptschul¬ klasse muß deshalb besonders im Auge behalten werden, weil aus ihm die unselbständige zweiklassige Unterrealschule herausgewachsen und in ihm daher die Keimzelle der Steyrer Realschule zu sehen ist. Die Er¬ öffnung des zweiten Jahrganges erfolgte am 1. Oktober 1847°) Im Revolutionsjahr 1848 ist in den Geschichtsquellen der Stadt Steyr wiederum vom Bestreben nach einem Gymnasium zu lesen. 1) Rolleder, A.: Heimatkunde von Stepr, S. 162; Dritz, Fr.: Geschichte der Stadt Stepr, S. 571. 2) Kautsch, Jakob: Steprer Geschäftskalender 1915, S. LXVIII; Ofner, J.: Zur Geschichte des Schulwesens der Stadt Stepr, S. 46. 3) Ofner J.: Zur Geschichte des Schulwesens der Stadt Steyr, S. 46. Der schulfreundlich gesinnte Schuldistriktsaufseher, Dechant Kanonikus Josef Plersch nahm sich der Angelegenheit besonders eifrig an. 4) Mit allerhöchster Entschließung vom 21. November 1846, Studienhofdekret vom 24. November 1846 Zl. 8711. Dgl. Archiv der Stadt Steyr, Ratsprotokolle 1845, S. 54k, Sitzung des Gemeinderates vom 11. März 1845. Ratsprotokolle 1847 B S. 17ff; Sitzung des Gemeinderates vom 25. Februar 1847. Schreiben des bischöflichen Konsistoriums vom 8. September 1847, Zl. 460, Archiv Steyr 1 Akten der Hauptschule. Ofner, J.: Zur Schulgeschichte der Stadt Sterr, S. 47.

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