66. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1948/49

11 II. Steyr beginnt das Ringen um seine Mittelschule So erklärt es sich, daß Steyr bald nach der Aufhebung des Jesuiten¬ gymnasiums das Ringen um ein neues Gymnasium begann. Schon 1777, vier Jahre nach der Aufhebung des Jesuitengymnasiums, wurde der erste Versuch in dieser Hinsicht unternommen. Die Bürger von Steyr richteten an die Regierungsstellen die Bitte um Errichtung eines Gymnasiums unter Leitung der Piaristen. Der Landeshauptmann wünschte die Uebernahme dieser Schule durch die Dominikaner 1). Zur endete Erfüllung der Bitte der Steyrer kam es nie. Der erste Versuch mit einem Mißerfolg. Im Jahre 1796 erfolgte ein neuer Schritt?). Der Lärm der Fran¬ zosenkriege war in weiter Ferne und die Stadt hatte bis dahin von den Kriegswirren nichts verspürt. Gewerbe und Handel und damit der Wohlstand blühten. Der Wunsch nach einem Gymnasium war trotz des ersten Mißerfolges nicht erloschen. Man trat mit einem fertigen Plan an den Kaiser Franz II. heran und wollte schon für das nächste Jahr die Eröffnung des Gymnasiums. Als Professoren sollten Geistliche wir¬ ken, die in einer Kommunität lebten und zugleich neben dem Unterricht die Seelsorge übernehmen könnten. In erster Linie dachte man an die Piaristen und, falls diese nicht zu gewinnen wären, an andere Ordens¬ priester. Falls sich gar kein Orden bereit erklären sollte, dann wollte man als Lehrer Weltpriester anstellen. Die Bürgerschaft erklärte, daß sie zur Herhaltung des Gymnasiums keinen öffentlichen Fonds in An¬ pruch nehmen wollte. Einen Teil der Kosten müßte die Stadtkasse und den anderen die Bürgerschaft übernehmen. Als Gymnasialgebäude war das ehemalige Dominikanerkloster ausersehens). Als besonders hoch tellte man sich die Kosten jedenfalls nicht vor. Wären Ordensleute als Professoren zu gewinnen gewesen, dann hätte sich die Lösung der Be¬ soldungsfrage einfach gestaltet und die Tragung der Kosten für die Her¬ haltung des Gebäudes und die Beschaffung der Schulerfordernisse hätte für die Stadt beim damaligen Wohlstand keine übergroßen Opfer be¬ deutet. Auch diesmal war die Bewilligung nicht zu erlangen und die Errichtung eines Gymnasiums unterblieb. Es war dies für einige Jahrzehnte der letzte Versuch dieser Art. Es sei sofort die Frage aufgeworfen, woraus sich dies erkläre. Die Antwort ist leicht zu geben. Sie liegt im Schwinden des Wohlstandes der Be¬ völkerung, der durch die Besetzung Steyrs durch die Franzosen und durch den großen Brand vom 18. Juni 1824, dem 103 Wohnhäuser 1) Pritz, Fr.: Geschichte der Stadt Stepr, S. 547. 2) Pritz Fr.: S. 554. 3) Heute Postgebäude. Das Haus sollte um den Betrag von 10.000 fl von Die Erklärung, keinen öffentlichen Anton Schartner zurückgekauft werden. — Fonds in Anspruch nehmen zu wollen, war wichtig, weil die Inanspruchnahme des Studienfonds nicht ohneweiters möglich war und damit der Wunsch nach einem Grmnasium von vornherein unrealisierbar gewesen wäre.

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