10 Im Zuge der theresianischen Schulreform erhielt Steyr an Stelle des aufgelösten Jesuitengymnasiums eine dreiklassige Hauptschule, die am 6. November 1775 feierlich eröffnet wurde. Im Jahre 1783 wurde sie zu einer vierklassigen Anstalt erweitert!). Seit dem großen Sieg der realistischen Richtung über das Gymnasium konnte Steyr auf kein Gym¬ nasium mehr hoffen. Es ließ sich damals schon vorhersehen, in welcher Richtung sich das kommende höhere Schulwesen in Steyr entwickeln werde. Es konnte sich nur um eine Schule handeln, die sich entsprechend den weiteren gesetzlichen Regelungen des realistischen Unterrichtes in Oesterreich aus der Kreishauptschule wie von selbst entfalten würde. Die Hauptschule war bei allen ihren Vorzügen doch nur ein magerer Ersatz für den Verlust des Gymnasiums und es ist verständlich, wenn die Bürgerschaft von Steyr dies nur schwer verschmerzen konnte?). Die Differenz in der Bildungsmöglichkeit zwischen Vergangenheit und Gegenwart war zu groß. Es haben sicher auch in Steyr wie in anderen Städten noch weiterer Gründe zum Schmerz beigetragen, nämlich die Rücksicht auf Einnahmsquellen und der Ruf der Stadts). Er¬ binettsschreiben vom 25. Juni j7zg der Studienfonds geschaffen. Mit den trägnissen dieses Fonds wurde zum Teil der Aufwand der Universitäten, der technischen Hochschulen und der Grmnasien bestritten. Es galt der Grundsatz, nur jene Arten von Schulen, die ihrer Bestimmung nach ein mehr als bloß öffentliches Interesse in Anspruch nahmen, aus einem öffentlichen Fonds ganz oder teilweise zu erhalten. Die Schultppen der „Allgemeinen Schulordnung“ da¬ gegen mußten durch lokal aufgebrachte Mittel erhalten werden. Zu diesem Zweck wurde der Schulfonds durch Maria Theresia gegründet. Die Einnahmsquellen dieses Fonds sind ihrem Wesen nach hauptsächlich indirekte Steuern und Ab¬ gaben. — In Wien ist zuerst Kaiser Josef II. auf den Einfall gekommen, „die Vergnügungssucht seiner Phäaken für einen heilsamen Endzweck auszubeuten“ Felbiger schätzt diese Einnahmen von der Redoute auf jährlich 10.000 fl. Helfert, I. A.: I., S. 595. Zum Schulfonds val. Strakosch=Graßmann: Geschichte des österr. Unterrichtswesens, Wien 1905, S. 150. 1) Ofner Josef: Zur Geschichte des Schulwesens der Stadt Stepr, S. 12. Ihr erster Direktor war Amand Berghofer, mit etwas Uebertreibung der öster¬ reichische Rousseau genannt. Er verzichtete auf seine Stelle, führte ein unstetes Wanderleben, wurde nach seiner Rückkehr nach Oesterreich Verwalter der auf¬ gehobenen Klöster. * 1745 in Grein, † 1825 in Graz. 2) „Die Stadt verlor mit ihnen (= den Jesuiten) nun auch das Gym¬ nasium, welches derselben in vieler Hinsicht schmerzlich fiel.“, Pritz, Fr.: Ge¬ schichte und Beschreibung der Stadt Stepr, S. 547. 3)Helfert, I., S. 402, erwähnt, daß es bei der Schließung der Gpmnasien an Jammer und Wehklagen, an Bitten und Gegenvorstellungen der betroffenen Gemeinden nicht fehlte und daß unter den vorgebrachten Gründen der „Nah¬ rungsstand der Bürger“ eine Rolle spielte; daß sich aber die Regierung, die die Beschränkung der Gpmnasien als eine zeitgemäße Maßregel erkannte, durch keine Kirchturmpolitik beirren ließ.
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