65. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1947/48

Die potentiometrische Maßanalyse im Eisenhütten= und Stahlwerkslaboratorium. Dipl. Ing. Franz Schweitzer. Die potentiometrische Maßanalyse — oder, wie sie vielfach auch genannt wird, „elektrometrische“ Maßanalyse — ist nicht so jungen Datums, wie es oft scheinen möchte. Bereits im Jahre 1893 wurde von Behrend ein Verfahren zur Titration von m/10 KCl = und KBr= Lösungen mittels m/10 Quecksilber (1) nitratlösung an einer Quecksilberindikatorelektrode publiziert (Z. physik. Chem. 11/485). Über die elektrometrische Bestimmung einer Säure mit einer Base wurde im Jahre 1897 von Böttger gearbeitet (Z. physik. Chem. 24/253). Trotzdem hat dieses Arbeitsverfahren in der Praxis des Eisen¬ und Stahlwerkslaboratoriums noch nicht überall jene Beachtung ge¬ funden, die es verdient. Ja man steht dort der Anwendung der Po¬ tentiometrie manchmal noch geradezu ablehnend gegenüber, weil man im Hinblick auf den rauhen Betrieb in solchen Laboratorien die Kom¬ pliziertheit und Empfindlichkeit der benötigten Apparatur fürchtet. Zweifellos bieten aber potentiometrische Verfahren auch hier sehr große Vorteile gegenüber anderen (visuellmaßanalytischen und colorimetrischen) Analysenmethoden, die sie vor allem häufig an Genauigkeit und Treff¬ icherheit überragen. Oft wird ja die visuelle Endpunktsfeststellung durch eine störende Eigenfärbung der Lösung, durch den verschiedenen Farbeindruck bei natürlichem und künstlichem Licht udgl. behindert, während all diese Umstände bei der potentiometrischen Titration keine Rolle spielen. Immerhin geht die konservativere Einstellung vieler Fachleute auf Betriebserfahrungen zurück und ihre Bedenken müssen daher be¬

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