65. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1947/48

Erwähnt sei schließlich noch das besonders von E. Müller emp¬ fohlene Verfahren, der zu untersuchenden Kette durch Abgreifen an einem Gefällsdraht von vorneherein ihr Umschlagspotential entgegen¬ Luschalten. (Schaltskizze in Fig. 7). Titriert wird dann auch bei dieser Arbeitsweise solange, bis der Zeiger des Galvanometers durch Null geht; dann ist das Potential der in die Probelösung eintauchenden Ondikatorelektrode gegen die verwendete Vergleichselektrode gleich ge¬ worden dem entgegengeschalteten Umschlagspotential, der Aequivalenz¬ punkt somit erreicht. Hinsichtlich einer Anzahl weiterer Methoden der potentiometrischen Titration, die nach dem augenblicklichen Stand der Dinge keine all¬ gemeinere Bedeutung für die im Eisenhüttenlaboratorium durchzufüh¬ renden Arbeiten haben, sei auf die Literatur, namentlich auf das bereits Buch von Erich Müller, verwiesen. zitierte Im Folgenden soll nun eine Auswahl von potentiometrischen Verfahren näher erörtert werden, die bereits vielfach in Laboratorien des Eisenhüttenwesens mit Erfolg angewandt werden oder für eine solche Anwendung besonders geeignet erscheinen. Dabei sind folgende Gesichtspunkte maßgebend: a) Die der Titration zugrundeliegende Reaktion muß im Aqui¬ valenzpunkt einen scharfen und genügend großen Potentialsprung er¬ geben; die Potentialeinstellung muß genügend rasch erfolgen. Die Er¬ füllung dieser Forderungen ist häufig von gewissen Arbeitsbedingungen hinsichtlich Temparatur, Säuregrad u. dgl. abhängig; diese müssen da¬ her genau festliegen, wenn ein solches Verfahren brauchbare Ergebnisse liefern soll. Es muß ferner eine Indikatorelektrode existieren, die auf die betreffende Lösung potentialrichtig anspricht. b) Es muß klarliegen, inwieweit andere, in der Lösung vorhan¬ dene Jonen den Reaktionsverlauf und die Potentialeinstellung beein¬ flussen können und durch welche Maßnahmen Störungen dieser Art zu beseitigen sind. Nötigenfalls muß ein einfacher und rasch auszuführender Arbeitsgang zur Abtrennung störender Jonen angegeben werden. Es ist sehr häufig möglich, mehrere Jonen in derselben Lösung c) neben= bzw. nacheinander potentiometrisch zu bestimmen (z. B. Fe und V in Ferrovanadin). Bedingung dafür ist, daß die Umschlagspotentiale der einzelnen dabei stattfindenden Reaktionen genügend weit ausein¬ anderliegen, so daß wirklich deutlich getrennte Potentialsprünge auf¬ + enthal¬ treten. Titriert man z. B. eine gleichzeitige Fe und Vo““ tende Lösung mit Cer (4) sulfatlösung, so kennzeichnet ein bei etwa +0,85 Volt gelegener Potentialsprung das Ende der Oxidation von + Fe zu Fe“, hierauf ein zweiter bei etwa + 1,12 Volt das Ende der Oxydation von VO“ zu VO,“. Dagegen liefert z. B. die Titra¬ tion einer CrO,“ und VO, enthaltenden Lösung mit FesO nur einen einzigen Potentialsprung, wenn die Reduktion beider Jonen zu Cr bzw. VO“ beendet ist. Denn die beiden Umschlagspotentiale 15

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