64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

39 gesetzt. Nach gründlicher Ueberholung der Drehbank, der Bohrmaschine und der Schmirgelscheibe und Anschaffung eines Teiles der dazugehö¬ rigen Werkzeuge wie Bohrer, Drehmesser u. dgl. wurde eine kleine mechanische Werkstätte eingerichtet, in der einfache Geräte selbst an¬ gefertigt werden konnten. Damit wurde auch eine der Voraussetzungen für physikalische Schülerübungen geschaffen, die in späteren Jahren zum Zweck der praktischen Erweiterung des im Unterricht vermittelten physikalischen Wissens wiederum eingeführt werden sollen. Trotz aller dieser Bemühungen ist die physikalische Lehrmittelsammlung noch lange nicht in einem Zustande, der es ermöglicht, alle grundlegenden Versuche, die zum richtigen Verständnis der Naturerscheinungen notwendig sind, im Unterricht durchzuführen und es bleibt auf diesem Gebiete auch für die Zukunft eine Fülle von Arbeit, um die Sammlung wieder auf ihren früheren Stand zu bringen. Zeichnen und Kunsterziehung Der Zeichenunterricht in den 4 Klassen der Unterstufe wurde im all¬ gemeinen nach den im Vorjahre aufgezeigten Richtlinien geführt. In¬ folge des heuer ganz besonders empfindlichen Mangels an Zeichen¬ material mußte sich der Unterricht weitgehend auf das skizzierende Zeichnen, auf die Schriftpflege und auf andere Schwarz=weiß=Techniken (Papierschnitt etc.) beschränken, wobei vielfach die Zeichenblätter auf beiden Seiten benützt werden mußten. Der Unterricht in Kunstbetrachtung wurde in den beiden siebten Klassen begonnen. Das Fehlen eines Projektionsapparates sowie die geringe Auswahl geeigneten Bildmaterials machte sich unangenehm be¬ merkbar. Behandelt wurden die Antike (die ägyptische, griechische und römische Kunst) sowie die Stilepochen des Mittelalters (romanische und gotische Kunst). Das Ziel dieser Betrachtungen bestand hauptsächlich darin, durch Aufzeigen besonders typischer Beispiele den besonderen Kunstwillen und die Kunstgesinnung bestimmter Völker und Zeiten auf¬ zuzeigen und in die wichtigsten Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst ein¬ zuführen und auf die nach Volkstum und Zeitalter verschiedene Behand¬ lung von Linie und Fläche, Form und Farbe, Licht und Raum aufmerk¬ sam zu machen. Um Kunstsinn und Kunstverständnis zu pflegen, wurden die Schüler angeleitet, Kunstwerke verschiedener Art und aus ver¬ chiedenen Zeiten selbständig zu beurteilen, den künstlerischen Tatbestand festzustellen und die Erscheinungen zu beobachten und zu erklären, auf denen künstlerische Wirkungen beruhen. Im Handarbeitsunterricht wurden vorwiegend praktische Arbeiten wie Strickereien, Näharbeiten und Schnittzeichnen ausgeführt. Die künst¬ lerischen Fähigkeiten der Schülerinnen wurden durch Entwerfen von Kreuzstichmustern für Borden, Flächen, Stern=, Blumen= und Tier¬ formen in Anlehnung an die Volkskunst angeregt. Soweit Material vor¬ handen war, wurden die Entwürfe ausgeführt. Kleinere Gegenstände wurden mit selbstentworfenen und aufgestickten Applikationen verziert.

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