64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

33 Frauenchorsatzes sang hierauf die 7b=Klasse das rythmisch beschwingte, feierliche Tiroler Weihnachtslied: „Es hat sich nun eröffnet das himm¬ lische Tor“. Das zweistimmige Steirer Weihnachtswiegenlied: „Da drau¬ ßen auf dem Berge“ mit Orchesterbegleitung, vermittelt von der 5 b=Klasse, brachte frohe Krippenstimmung. Im Gegensatz zu diesem Liede trat durch die Wiedergabe des böhmischen Hirtenliedes: „Kommt, ihr Hirten (Klassen 6 a und 7 a), mehr das kraftvolle, männliche Element des weih¬ nachtlichen Erlebniskreises zur Geltung. Den Beschluß der Chorvorträge machte die 6b=Klasse mit dem hurtig dahineilenden, von reiner Drei¬ klangmelodik geformten, schlesischen Weihnachtsliede: „Laufet, ihr Hir¬ ten“, das in farbiger Gegenüberstellung Chor= und Orchesterkolorit brachte. Den dritten Teil des Abends bestritt die Unterstufe. Schüler und Schülerinnen der Klassen 2 bis 4 führten das Eben¬ seer Weihnachtsspiel auf. Es ist dies eines jener alten, am Ende des Mittelalters entstandenen, geistlichen Spiele, die noch heute durch ihre herzhafte Gemütssprache und Volkstümlichkeit einen besonderen Reiz ausüben. Schlicht und innig, wie humor= und weisheitsvoll zugleich, be¬ handelt es die gläubige Hingabe an die frohe Botschaft von der Geburt des Herrn. Es wurde bis in die vierziger Jahre des vergangenen Jahr¬ hunderts gespielt und um 1910 von der greisen Therese Huemer in Ebensee aus dem Gedächtnis niedergeschrieben. Herr Direktor Dr. Com¬ menda hatte die Güte, sein Manuskript der Schule zur Verfügung zu stellen und hat sich dadurch in besonderer Weise verdient gemacht. Den weihevollen Abschluß des Abends bildete Grubers „Stille Nacht“ (6= bis 7stimmiger gemischter Chor), von den Schülern und Schülerinnen der Oberstufe vorgetragen. Sämtliche Chorsätze mit Aus¬ nahme Stille Nacht“, und die Instrumentation stammten von Professor Fritz Eggermann. Die mustergültigen Leistungen des Abends hatten eine aufopfernde Vorbereitung gefordert. Die Mitwirkenden hatten sich in anerkennen¬ der Weise den Ideen und der Führung der beiden Hauptgestalter der Feier, Prof. Fritz Eggermann und Prof. Dr. Ernst Zawischa, ange¬ paßt. Das Lob und die Anerkennung des Publikums des überfüllten Saales war ein gebührender Lohn. In hochherziger Weise hatte Herr Pernegger=Pernegg Kostüme aus einem eigenen Privatbesitz zur Verfügung gestellt. Die Leitung der Schule spricht ihm hiefür den ganz besonderen Dank aus. Die Weihnachtsferien, deren Dauer anfänglich vom 22. Dezember bis 6. Jänner festgesetzt war, mußten infolge des strengen Winters und der damit zur Sicherung der Ernährung verbundenen Beschlag¬ nahme der Kohlenvorräte bis 15. Februar verlängert werden. Um diese Zeit für die Fortbildung der Jugend nicht unnütz verstreichen zu lassen, wurden die Schüler jede Woche einmal zur Entgegennahme von Haus¬ arbeiten in die Schule bestellt. Da die Lehrkörper der Mittelschulen aufgefordert worden waren, für die geplante Reform der Lehrpläne Vorschläge zu erstatten, wurden

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