64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47
25 zu langen Dauer und auch deshalb aus, weil die meisten Schullaborato¬ rien wohl kaum die nötige Einrichtung besitzen. 5. Während beider Jahre können leichte präparative Arbeiten zur Erlernung der chemischen Grundoperationen (Lösen, Ausfällen, Kristalli¬ sieren, Filtrieren etc.) beitragen und die Vertrautheit mit den chemischen Geräten fördern. Die erforderliche Stundenzahl dürfte in jedem der beiden Jahre etwa 3 Wochenstunden betragen. Aus dem hier und früher Gesagten ergibt sich, daß diese chemischen Uebungen mehr sein sollen und müssen als eine Veranschaulichung und Verlebendigung des im obligaten Unterricht gebotenen Lehrstoffes. Sie müssen darüber hinaus Stoffgebiete behandeln, die im obligaten Unterricht nicht gebracht werden können. Damit erscheint es gerechtfertigt und pädagogisch erforderlich, daß diese Uebungen als regulärer, auch benoteter, Freigegenstand geführt werden; andernfalls besteht die Ge¬ fahr, daß der Lehrstoff dieser Uebungen in der häuslichen Wiederholung von den Schülern nicht mit dem erforderlichen Nachdruck behandelt wird. Ein sehr zweckmäßiges Mittel, um die Schüler zum nochmaligen Durchdenken des Uebungsstoffes anzuhalten, ist es, wenn man über das Durchgeführte regelmäßig „Uebungsprotokolle“ anfertigen läßt. Diese sollen enthalten: a) die Problemstellung bzw. die Gedankengänge, die zur Anstellung des Versuches führen; b) die Beschreibung der benötigten Apparatur mit Stizzen, Schalt¬ plänen u. dgl.; Die Beschreibung des Versuches und eine genaue, übersichtliche c) und zweckmäßige (event. Tabellen etc.) Darstellung seiner Er¬ gebnisse; eventuelle Berechnungen; d) die Folgerungen aus den Versuchsergebnissen; e) die Reaktionsgleichungen der beteiligten Reaktionen. Es ist klar, daß der gewissenhaften Ausführung solcher Protokolle auch ein hoher erzieherischer Wert innewohnt. Der erzieherische Wert des Chemieunterrichts kommt ja überhaupt in den Uebungen viel stär¬ ker zur Geltung als im Hauptunterricht. Er liegt vor allem in der Er¬ ziehung zu peinlicher Genauigkeit, zu gewissenhaftem Beobachten, zu Ordnung und Sauberkeit im Arbeiten; ferner zu guter Arbeitseinteilung und Zeitausnützung. Die vorstehenden Darlegungen dürften gezeigt haben, welche Rolle die Chemie im gesamten Ausbildungsplan der Schule als Teil eines harmonischen Ganzen spielen soll; aber auch daß sie ihre Aufgabe in der Schule nur bei zweckentsprechender Durchführung des Unterrichts er¬ füllen kann, die sich in allen Einzelheiten des Zieles stets bewußt ist.
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