64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

24 Bildtafeln u. dgl. veranschaulicht werden. Ein Projektionsapparat kann dabei gute Dienste leisten; gelegentliche Vorführungen von Schmal¬ filmen oder, wenn dies örtlich möglich ist, Exkursionen in Industrie¬ betriebe können den Unterricht in dieser Richtung nachhaltig fördern. All dies gibt den Schülern auch die Möglichkeit, ihren voraussichtlichen späteren Beruf rechtzeitig näher kennenzulernen, so daß Fehler in der Berufswahl, die auf unklare und unrichtige Vorstellungen von dem ge¬ wählten Beruf zurückgehen, vermieden werden können. 3. Etwa vom 2. Halbjahr der chemischen Uebungen an kann gleich¬ zeitig im Anschluß an die durchgeführten praktischen Arbeiten sowie auf Grund eigens zu diesem Zwecke angestellter Arbeiten mit der Vertie¬ fung und Erweiterung der physikalisch=chemischen Kenntnisse begonnen werden. Es können etwa Messungen von Gefrierpunktserniedrigungen, Dampfdichtebestimmungen nach V. Meyer, Messungen von Wärme¬ tönungen (etwa Neutralisationswärme), Elektrolysen (Wasser, NaCl=Lö¬ sung) usw. durchgeführt werden. Mit Indikatorpapieren können plI=Zah¬ len bestimmt werden; an Hand geeigneter Versuche kann die puffernde Wirkung von Alkaliazetaten beobachtet und erklärt werden. An geeig¬ neter Stelle (etwa anläßlich der Beobachtung der alkalischen Reaktion von Sodalösungen) kann die Hydrolyse erörtert werden. Das sind nur einige Beispiele von Versuchen, die sich an jeder Schule mit sehr beschei¬ so denen Mitteln durchführen lassen. Der wünschenswerte Umfang de zu behandelnden Stoffes wurde bereits an anderer Stelle besprochen. Solche physikalisch=chemische Versuche sollen nach Möglichkeit im Zu¬ sammenhang mit dem Fortschreiten der Stofferarbeitung in anorgani¬ scher bezw. organischer Chemie stehen und gewissermaßen selbstverständ¬ lich aus den erlernten und erarbeiteten chemischen Sachverhalten hervor¬ wachsen. Da nämlich ein allzulange anhaltendes Verweilen bei schwie¬ rigeren und zum Teil recht abstrakten theoretischen Untersuchungen sicher¬ lich psychologisch und pädagogisch unrichtig wäre, eianen sich die physikalisch=chemischen Stoffinhalte nicht als Grundlage für den syste¬ matischen Ausbau der Uebungen oder eines Teiles derselben. Für die Systematik bestimmend sollen besser die rein chemischen Untersuchungen der einzelnen Elemente und Verbindungen sein, in die sich dann die nötigen grundlegenden physikalisch=chemischen Versuche und Besorechun¬ gen von Fall zu Fall einschalten (ähnlich wie etwa syntaktische Be¬ sprechungen in den Lateinunterricht der ersten Klassen!). Daß elektrochemische (auch messende) Versuche dabei besonders be¬ tont und gepflegt werden sollen, folgt aus den früheren Darlegungen und macht eine entsprechende Einrichtung der Schullaboratorien zu einer unbedingten Notwendigkeit. 4. Im Laufe des 2. Jahres der chemischen Uebungen sollte dann eine erste Einführung in das analytische Arbeiten in den Vordergrund treten. Die Grundlagen des H=8=Ganges sollen erarbeitet und mit seiner Hilfe einige einfache qualitative Analysen durchgeführt werden. Daneben kann das Prinzip der Maßanalyse an einigen Beispielen dargeleat werden. Gewichtsanalytische Bestimmungen scheiden wohl wegen ihrer

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