64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

23 nicht einsach als solche konstatiert, sondern müssen in ihren Ursachen auf¬ geklärt werden. Sind nun die Gruppen zu groß, so werden notwendiger¬ weise in jeder Gruppe vorwiegend einzelne und in der Regel immer dieselben Schüler den Gang der Arbeit vorantreiben, während die an¬ deren durch das größere Können, flottere Arbeitstempo oder größere Interesse dieser Einzelnen mehr oder minder in eine Zuschauerrolle ab¬ gedrängt werden. Ist die Zahl der Teilhnemer zu groß, so wird es überdies dem Lehrer unmöglich, den Fortgang der einzemen Arbeiten hinlänglich zu überblicken; auch ergeben sich dann untragbar große Wartezeiten für Schüler, die eine Auskunft, Erklärung, ein Gerät u. dgl. benötigen. Die Teilnehmerzahl soll also aus diesen Gründen nicht zu hoch sein. Je nach der Ausstattung des Laboratoriums dürfte das Maximum bei etwa 12 bis 15 Schülern liegen. Ist die Zahl der Schüler geringer, so ist eine umso intensivere Arbeit möglich — ganz im Sinne der Ziel¬ etzung dieser Uebungen, die ja für die chemisch interessierteren Schüler eine gediegene Vorbereitung auf das Hochschulstudium darstellen sollen. Wenn, wie früher dargelegt, der obligate Chemieunterricht durch eine vorwiegend allgemeinbildende Tendenz bestimmt wird, ist eine solche Er¬ gänzung auch unbedingt erforderlich. Es wäre daher unbedingt zu wün¬ chen, daß solche Uebungen, in mindestens 2 Jahreskurse gestaffelt, auch bei geringen Schülerzahlen als Freigegenstand geführt werden können. Es ist dies der einzige Weg, wie den künftigen Naturwissenschaftlern und technischen Chemikern das für sie nötige Rüstzeug mitgegeben wer¬ den kann, ohne die anderen Schüler unnötig mit Lehrstoff zu überlasten. Inhaltlich muß wohl eine weitgehende Freizügigkeit offen gelassen werden, da Ausstattung der Schule, Interessenkreis der Schüler, örtliche Verhältnisse u. dgl. die Stoffauswahl mitbestimmen und auch mitbestimmen sollen. Doch können immerhin einige allgemeine Gesichts¬ punkte aus der Zielsetzung der Uebungen hergeleitet werden, die im Ge¬ gensatz zum allgemeinbildenden obligaten Unterricht ja in allererster Linie auf die Vermittlung fachlicher Kenntnisse und Fertigkeiten gerich¬ tet ist, die von den Schülern später tatsächlich verwertet werden sollen. 1. Im Pflichtunterricht müssen die Einzeldarlegungen im Interesse der Herausarbeitung des allgemein wertvollen Lehrinhalts weitest¬ gehend zurückgedrängt werden. Daher muß in den Uebungen das Feh¬ lende an wichtigem Tatsachenwissen ergänzt werden und zwar in einer besonders eindringlichen Weise, nämlich durch vorwiegende Selbsterar¬ beitung dieser Sachverhalte durch die Schüler. Gelegentliche ergänzende Darlegungen oder Vorführungen des Lehrers sollen damit nicht aus¬ geschlossen werden. Diese den Pflichtunterrichtsstoff vertiefenden und er¬ weiternden Arbeiten werden naturgemäß vor allem die Ausgestaltung des ersten Jahres der chemischen Uebungen bestimmen. 2. Im Zusammenhang damit wird sich von selbst die Gelegenheit ergeben, Genaueres über die praktischen Anwendungen des Erlernten bezw. Erarbeiteten mitzuteilen. Namentlich Anwendungen in der Gro߬ technik sollen dabei besprochen und durch Skizzen, Abbildungen, gute

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