64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

22 schematischer und Ansichts= (bezw. Schnitt=)darstellung, ferner Dia¬ positive, Abbildungen in Büchern u. dgl. in Frage. Wesentlich ist aber, daß die gezeigten Darstellungen wirklich dem heutigen Stand entspre¬ chen; namentlich die verfügbaren Bildtafeln sind ja leider meist derart hinter der Entwicklung zurück, daß sie kaum mit gutem Gewissen im Un¬ terricht verwendet werden können. Die Schaffung eines wirklich guten, nach modernen Gesichtspunkten angefertigten Bildtafelmaterials würde für den Chemieunterricht einen äußerst wertvollen Dienst darstellen. Alles Bemühen um eine zweckentsprechende Ausgestaltung des Un¬ terrichts würde aber wertlos, wenn von einem mehr oder minder großen Teil der Schüler der Lehrstoff nicht in der richtigen Weise verarbeitet würde. Die Gefahr liegt da vor allem in einer zu äußerlichen Auffassung des Stoffes durch den Schüler, die den Wert des Erlernten ebenso herab¬ setzt wie es etwa im Geschichtsunterricht der Fall wäre, wenn Schüler nur Daten und Jahreszahlen auswendig lernten. Die Versuchung ist ja in beiden Fällen für minderinteressierte Schüler groß; sie wollen eben mit einem Mindestaufwand an Arbeit nur das lernen, was ihrer Auffassung nach am wichtigsten ist. Und daß das, was der junge Mensch zunächst als das Wichtigste ansieht, die blanken Tatsachen sind, ist wohl psycholo¬ gisch verständlich. Das beste Mittel, um Entgleisungen dieser Art zu ver¬ hüten, ist es, wenn man sowohl bei der Erarbeitung des Stoffes im Unterricht als auch bei der Wiederholung einen entsprechenden Nachdruck auf die gedankliche Vorbereitung, Verknüpfung und Auswertung des Tatsachenmaterials sowie auf die Bedeutung der erkannten Tatsachen für die Wissenschaft, in der Natur oder in der Technik legt. Auch eine klare Aussprache mit den Schülern etwa in der Einleitung oder bei an¬ derer Gelegenheit kann diesen eine Richtschnur für die gewünschte Ein¬ stellung zum Lehrstoff der Chemie geben. B) Chemische Uebungen als Freigegenstand. Da mit Rücksicht auf die Bedürfnisse eines großen Teiles der Schüler und infolge des geringen Stundenausmaßes der Pflichtunterricht in Che¬ mie vorwiegend allgemeinbildenden Charakter haben muß, fällt den „Uebungen“ die Aufgabe zu, den fachlich interessierteren Schülern die notwendigen Ergänzungen zu bieten und sie in geeigneter Weise auf ihr Fachstudium an der Hochschule vorzubereiten. Methodisch ist der Unterricht in den Uebungen durch das Vorherrschen des „Arbeitsunterrichts“ gekennzeichnet, der im chemischen Pflichtunter¬ richt bei der großen Schülerzahl weder sachlich noch materiell ganabar ist und auch aus Mangel an Zeit nicht angewandt werden kann. Ob dabei in Gruppen oder einzeln gearbeitet wird, muß sich nach der Schülerzahl richten; jedenfalls sollten die Gruppen nicht zu groß sein (etwa ie 2 bis 3 Schüler), wie überhaupt eine zu große Teilnehmerzahl dem Erfolg des Unterrichts in den chemischen Uebungen abträglich ist. Es soll ja jeder Teilnehmer wirklich zum praktischen Arbeiten kommen. Dabei muß aber der Lehrer alle Arbeiten stets verfolgen und durch individuelle Beratung und Erläuterungen fördern können. Eventuelle Fehlergebnisse dürfen

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